Acht Jahre nach dem letzten Space-Shuttle-Flug ist wieder ein amerikanisches Raumschiff ins All gestartet, das Menschen befördern kann. Entwickelt wurde es von SpaceX. Dessen Chef Elon Musk ist erfreut und „emotional erschöpft“.

Cape Canaveral - Die USA kommen ihrem Ziel näher, ihre Astronauten wieder mit eigenen Raumschiffen ins All fliegen lassen. Das Weltraumunternehmen SpaceX von Tesla-Gründer Elon Musk startete am Samstag in Cape Canaveral seine Raumkapsel „Crew Dragon“, die am Sonntag die Internationale Raumstation ISS erreichen und an ihr für fünf Tage andocken soll. Einziges Besatzungsmitglied ist eine Puppe: der Test Dummy erhielt den Namen Ripley - nach der Hauptfigur der „Alien“-Film. Seit dem Ende des Space-Shuttle-Programms 2011 fliegen US-Astronauten mit russischen „Sojus“-Kapseln zur ISS.

 

„Große Nacht für die Vereinigten Staaten von Amerika“

Der erste bemannte Flug mit zwei Astronauten soll der Planung zufolge bereits im Juli erfolgen. SpaceX hat damit die Nase knapp vor Boeing, das von der Nasa ebenfalls mit der Entwicklung eines Shuttle-Nachfolgers für die bemannte Raumfahrt beauftragt worden ist. Nasa-Chef Jim Bridenstine jubelte über eine „große Nacht für die Vereinigten Staaten von Amerika“.

„Wir stehen davor, amerikanische Astronauten mit amerikanischen Raketen von amerikanischem Boden erstmals seit dem Ende der Space Shuttles 2011 zu starten“, sagte er. Am Vorabend des Flugs erläuterte ihm Musk bei einer Führung an der Startrampe das „Dragon“-Konzept.

Musk ist emotional erschöpft

Musk sagte, es sei für ihn „superstressig“ gewesen, den Start der „Dragon“ zu beobachten, die von einer ebenfalls von SpaceX entwickelten Falcon-Trägerrakete ins All befördert wurde. „Offen gesagt, ich bin ein bisschen emotional erschöpft“, sagte er. „Wir müssen noch an der Raumstation andocken. Wir müssen noch zurück kommen, aber bisher hat es funktioniert ... wir haben die gefährlichsten Dinge hinter uns.“

Mit der „Crew Dragon“ und dem von Boeing entwickelten „Starliner“ geht es für die Nasa und die USA nicht nur um nationales Prestige als Raumfahrtnation. Ein „Sojus“-Ticket zur IS lässt sich Russland mit 82 Millionen Dollar (72 Millionen Euro) bezahlen.

Die beiden für den nächsten „Dragon“-Flug vorgesehenen Astronauten Doug Hurley und Bob Benken beobachteten im Kennedy Space Center in Cape Canaveral den Start der „Crew Dragon“. Hurley war vor acht Jahren zusammen mit drei anderen Astronauten an Bord der letzten Raumfähre, die 2011 zur Erde zurückkehrte. Musk fragte die beiden kurz nach dem Start: „Wie fühlt ihr euch, damit zu fliegen?“

Kein Weltraumrennen

Boeings „Starliner“-Kapsel soll im April ihren ersten Testflug machen, der zweite mit Astronauten an Bord soll im August folgen. Bis zum Jahresende sollen dann wieder regulär bemannte Flüge von US-Raumschiffen aufgenommen werden.

Bridenstine ließ offen, ob die Nasa auf „Dragon“ oder „Starliner“ oder beide Konzepte setzen werde. „Wir sind in keinem Weltraumrennen“, sagte er. „Das Rennen ist vorbei. Wir gingen zum Mond und wir haben gewonnen, das ist vollbracht. Jetzt sind wir in einer Position, in der wir uns Zeit nehmen können und sicherstellen, dass wir es richtig machen.“