Cassini sendet an diesem Freitag die letzten Bilder vom Saturn und wird dann in dessen Atmosphäre verglühen. Die Mission hat die Erwartungen der Beteiligten mehr als erfüllt.

Stuttgart - Die amerikanisch-europäische Cassini-Mission, die morgen mit dem kontrollierten Absturz der Sonde auf dem Saturn endet, gilt schon jetzt als eine der erfolgreichsten unbemannten Missionen in der Geschichte der Raumfahrt. Ursprünglich war sie auf vier Jahre ausgelegt, wurde dann aber zweimal verlängert. Inzwischen erkundet die Sonde den riesigen Ringplaneten seit 13 Jahren.

 

Im Januar 2005 hatte Cassini die europäische Landesonde Huygens auf dem Mond Titan abgesetzt, die dann für etwas mehr als eine Stunde Bilder von der Oberfläche des größten Saturnmonds zur Erde funkte. Cassini nutzte die Schwerkraft dieses Mondes immer wieder für neue Flugmanöver, entdeckte weitere bis dahin unbekannte Monde und dokumentierte gewaltige Stürme auf dem Saturn. In den letzten Monaten nahm sie außerdem die Ringe unter die Lupe – ihre Aufnahmen zeigen teilweise, wie diese von der Schwerkraft der kleineren Monde beeinflusst werden, die darin eingebettet sind. Vor allem aber hat Cassini die Liste der Orte, an denen man in unserem Sonnensystem Leben für möglich hält, gehörig durcheinandergewirbelt.

Seit die Sonde auf dem Titan Methanseen entdeckte und Aufnahmen von Eisfontänen auf Enceladus zur Erde funkte, gelten die beiden Monde als besonders vielversprechende Ziele bei der Suche nach außerirdischem Leben. Es mag an der Aufregung über diese Entdeckung und an der außergewöhnlichen Schönheit des Saturnsystems liegen, dass Cassinis bevorstehendes Ende ein teils geradezu rührseliges Echo hervorrief.

Transatlantisches Teamwork

Hinter dem Erfolg steht ein transatlantisches Teamwork von mehreren Hundert Wissenschaftlern und Ingenieuren. Beteiligt waren auch zahlreiche deutsche Wissenschaftler. An der Universität Stuttgart etwa hat der Weltraumphysiker Ralf Srama mit seinem Team den Cosmic Dust Analyzer (CDA) betreut, der vom Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg und dem DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin entwickelt worden ist.

Mit diesem Gerät haben die Forscher während des Anflugs zum Saturn interstellaren Staub analysiert – Teilchen also, die nicht aus unserem Sonnensystem stammen. Das Instrument ermöglichte zudem die Analyse jener Partikel, die Enceladus ausströmt und die den feinen, milchigen äußeren Ring verursachen, den Cassini entdeckte. Der deutsche Beitrag zur Mission war also wesentlich daran beteiligt, die Existenz von Wasser auf den Monden nachzuweisen. Wissenschaftler an der Freien Universität Berlin bearbeiten außerdem die Bilder, die die Sonde funkt.

Viele der Beteiligten verfolgen an diesem Freitag am Jet Propulsion Laboratory in Pasadena gemeinsam mit amerikanischen Kollegen die letzten Minuten der Sonde. Die Virtuosität, mit der die Ingenieure und Wissenschaftler im Kontrollzentrum die Schwerkraft des Saturnmonds Titan nutzten, um die Sonde in Bewegung zu halten und zu immer neuen Zielen zu steuern, hat selbst erfahrene Kollegen wie den Berliner Planetenforscher Ulrich Köhler erstaunt. „Wie man das so perfektionieren kann, ist mir absolut schleierhaft“, sagt er.

Daten bis zum bitteren Ende

Sollte der Absturz nach Plan verlaufen, beginnt der Abstieg gegen 9.22 Uhr unserer Zeit, um 12.31 Uhr wird Cassini in einem flachen Winkel in die Saturn-Atmosphäre eintreten, diese noch für kurze Zeit analysieren und dann schließlich verglühen. Dieses Ende überträgt die Nasa im Livestream, wenn die Daten der Sonde dann um etwa 13.54 Uhr eintreffen. Allerdings werden keine Fotos mehr übertragen.