Erzieher und Eltern wollen in Birkach bauen. Für die nächsten ein bis zwei Jahre suchen sie dringend Räume, nachdem ihnen die ursprüngliche Vermieterin überraschend wieder abgesagt hatte.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Stuttgart-Birkach - Vom 1. September an ist Antje Dethlefsen arbeitslos. Die 56-jährige Erzieherin aus Sillenbuch hat ihre Stelle im Waldorfkindergarten Sonnenberg gekündigt. Denn sie hatte fest damit gerechnet, zusammen mit anderen Erzieherinnen und Eltern einen neuen Waldorfkindergarten zu eröffnen. Wie berichtet, wollte die Initiative Ende 2013 in einen ehemaligen Laden an der Strebelstraße im Steckfeld ziehen. Der Vertrag war bereits unterschrieben, doch dann hat ihn die Vermieterin überraschend wieder aufgelöst. Das bringt Antje Dethlefsen, ihre Kollegen und die Eltern in eine schwierige Lage. „Für uns war das ein Schock“, sagt sie.

 

In Zeiten wie diesen muss sich eine Erzieherin freilich keine Gedanken um die eigene Arbeitslosigkeit machen. „Es gibt natürlich viele Stellen“, sagt Antje Dethlefsen. Aus ihrer Sicht ergibt es zwar wenig Sinn, jetzt für nur ein Jahr in einem Kindergarten anzuheuern. „Aber ich kann es mir auch nicht leisten, ein Jahr lang nicht zu arbeiten“, sagt sie. Abgesehen davon: „Es geht mir gar nicht um mich und dass ich jetzt keinen Job mehr habe“, sagt sie. „Mein Herz schlägt für die Kinder, die bereits angemeldet sind.“ Das sind zwölf, drei der Familien sind allerdings mittlerweile wegen der Unklarheiten abgesprungen. Nach der Absage aus dem Steckfeld arbeiten Antje Dethlefsen und ihre Mitstreiter vor allem an einer kurzfristigen Lösung.

Waldorfkindergarten für drei Gruppen

Langfristig gesehen will die Initiative in Birkach bauen. Dafür ist schon ein Grundstück im Gespräch. Es handelt sich um eine städtische Wiese zwischen dem Behindertenzentrum in Birkach und dem Kinder- und Jugendhaus. „Das ist denkbar“, sagt Rainer Grund, der stellvertretende Leiter des Baurechtsamts. „Es müssen eigentlich nur noch Detailfragen gelöst werden.“ Der nächste Schritt ist nun laut Grund, einen Bauantrag einzureichen. Fest steht: „Es gibt keine grundsätzlichen Probleme“, sagt er. „Probleme kann man sich jetzt eigentlich nur noch selber machen.“

Die Erzieher und Eltern um Antje Dethlefsen wollen einen Waldorfkindergarten für drei Gruppen bauen. Wenn alles klappt könnten sie spätestens in zwei Jahren einziehen. Aus Dethlefsens Sicht hat der Standort einen besonderen Vorteil: Der Kindergarten will unter dem Titel „Alt und Jung“ mit dem benachbarten Nikolaus-Cusanus-Haus kooperieren.

Überraschenden Absage

Genau genommen stammt diese Idee nicht von der Initiative, sondern vom Altenheim. Ursprünglich wollte nämlich das Nikolaus-Cusanus-Haus an der Moosheimer Straße einen Waldorfkindergarten bauen – in erster Linie für die Mitarbeiter. Weil sich die Verhandlungen mit dem Grundstückseigner, der Neuapostolischen Kirche, offenbar recht schwierig gestalten, haben sich Eltern und Erzieher irgendwann zu einer eigenen Initiative zusammengetan, einen Verein gegründet und wollen nun zunächst eigene Wege gehen.

Der einstige Laden an der Strebelstraße im Steckfeld sollte der Anfang sein. Ende des Jahres wollten die Erzieher mit den zwölf Kindern dort einziehen. Das Kindergartenjahr sollte aber bereits im September beginnen. Bis nach dem Umbau des Ladens hatte die Initiative ein Angebot aus Möhringen. Die Gruppe kann dort bei der evangelischen Gemeinde unterkommen. Jedoch nur bis Februar 2014. Nach der überraschenden Absage aus dem Steckfeld sucht die Initiative nun dringend nach Räumen in und um Birkach, sagt Antje Dethlefsen. „Ich stecke da jetzt meine ganze Kraft rein. Und meine Hoffnung.“