Der fünfte und letzte europäische Raumtransporter ATV ist vom südamerikanischen Weltraumbahnhof Kourou zur Internationalen Raumstation ISS gestartet. Der Raumfahrtagentur Esa mangelt es nun an Geld und Einigkeit für manches weitere Projekt.

Kourou - Für rund drei Minuten ist der Abschiedsschmerz vergessen. Ein orangegelber Feuerschein erhellt den nächtlichen Tropenhimmel am Weltraumbahnhof in Französisch-Guayana, ein dumpfes Grollen wird zu Dröhnen. Wenig später bebt selbst in sechs Kilometern Entfernung von der Abschussbasis der Dschungelboden. Begleitet von Jubelrufen startet die Ariane-5-Rakete mit dem letzten europäischen Raumtransporter in Richtung Internationale Raumstation ISS. Der deutsche Astronaut Alexander Gerst und seine fünf Kollegen werden in knapp zwei Wochen frische Lebensmittel, neue Experimente sowie Nachschub an Treibstoff, Wasser und Atemluft in Empfang nehmen können.

 

Doch bei vielen Zuschauern kommt in der Nacht zum Mittwoch schnell wieder Wehmut auf. Künftig werden nur noch US-amerikanische, russische oder japanische Transporter zur ISS fliegen, obwohl das europäische Versorgungsschiff ATV (Automatisches Transfer-Vehikel) als das modernste, leistungsstärkste und eleganteste von allen gilt. „Für uns war das ATV ein wichtiges Bauteil europäischer Raumfahrtpolitik“, kommentiert der Chef des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Johann-Dietrich Wörner. Unter anderem Frankreich wollte aber nicht länger Geld für die von Airbus Defense and Space in Bremen gebauten Transporter geben. Damit ist das fast drei Milliarden teure Projekt nach fünf Starts wieder beendet.

Das ATV-Programm ist bei weitem nicht das einzige Zeichen für die aktuelle Uneinigkeit unter den in der Europäischen Weltraumorganisation (Esa) zusammengeschlossenen Staaten. Vor allem die Hauptgeldgeber Deutschland und Frankreich streiten darüber, mit was für einer Art von Trägerraketen künftig ein wettbewerbsfähiger Zugang zum All gesichert werden soll.

Zweites Thema ist die Finanzierung des europäischen Teils der ISS. Bereits bei den bisher letzten Verhandlungen in Neapel im Jahr 2012 gaben die Mitgliedstaaten laut Esa knapp 180 Millionen Euro weniger als benötigt wurde. Kurz vor der nächsten Esa-Ministerratskonferenz im Dezember droht ein ähnliches Szenario. Eine weitere massive Sparrunde wäre nach Einschätzung der Esa kaum verkraftbar. „Irgendwann steht man wirklich mit dem Rücken zur Wand“, sagt der Esa-Direktor für bemannte Raumfahrt, Thomas Reiter. Große Hoffnungen ruhen auf der Zusammenarbeit mit der Nasa beim Raumschiffprojekt „Orion“. Die Europäer werden auf Basis der ATV-Technik ein Servicemodul bauen.