Charkiw, die Millionenstadt in der Ostukraine, ist eine Hochburg der Raver. Hier trifft bei der jungen Generation Lebenshunger auf Frustration.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Kharkiv - Dmitro ist der Mann für Bass und Beats. Er zielt immer direkt in die Magengrube. Sein Kumpel Wiktor urteilt etwas abschätzig, Dmitro sei für den Lärm zuständig. Das stimmt, aber die Wirkung ist fulminant. Die Masse Mensch vor dem DJ-Pult zuckt zum überhitzen Rhythmus. Ein süßlicher Geruch liegt schwer in der Luft. Seine Ursache? Nun ja. Dmitro hebt den Finger, Reden ist ohnehin zwecklos. „Achtung“, soll das wohl heißen. Lächelnd zieht er an einem der vielen Regler, die Zeiger vor ihm drehen sich noch ein gutes Stück weiter in den roten Bereich. Die Lautstärke wird zum Inferno, treibt die Tänzer weiter an. Die Musik wird von der kahlen Fassade des Opernhauses reflektiert und walzt sich mit Urgewalt durch den angrenzenden Taras-Schewtschenko-Park. Das ist kein angesagter Club in Berlin, das ist Charkiw, im grauen Osten der Ukraine, einer Region, die seit Jahren durch Krisen und Kriege von sich reden macht.