Der indische Sitar-Musiker Ravi Shankar, Impulsgeber der Beatles, Woodstock-Veteran und Vater von Norah Jones, ist in San Diego gestorben. Ein Nachruf.

San Diego - Dass er San Diego - einst mit George Harrison von den Beatles musizierte und sie auf dem Indien-Trip führte, das fällt einem zu Ravi Shankar sofort ein. Im Titel „Norwegian Wood“ beispielsweise ist sein Einfluss deutlich zu hören. Dass er der Vater von Norah Jones ist, die im Showgeschäft so kometenhaft aufgestiegen ist und eine der großen Protagonistinnen eines weichgespülten Softpop ist: Auch das mag einem noch zu Ravi Shankar einfallen. Doch weltweit war er wohl der bekannteste indische Musiker, der sein Instrument, die Sitar, zu einem Synonym für fernöstlich geprägte Weisheit in den Tönen machte. Jetzt ist er in San Diego mit 92 Jahren gestorben.

 

Am 7. April 1920 in Varanasi in Bengalen geboren, schlug er sich als Jugendlicher mit der Tanzgruppe seines Bruders durch und bereiste dabei auch Europa. Er gab das Tanzen schließlich auf, konzentrierte sich auf die Sitar und hatte seine ersten öffentlichen Auftritte im Jahr 1939. Nach 1944 arbeitete er auch als Komponist und bezog dabei auch westliches Instrumentarium in sein Schaffen ein, ehe er 1949 zum Musikdirektor des All India Radio Neu-Delhi wurde und das bis 1956 blieb.

Mit Hendrix und Joplin spielte er bei Woodstock

1952 hatte er sich mit dem klassischen Geiger Yehudi Menuhin angefreundet, dieser lud ihn 1955 nach New York ein, um dort dem Publikum die indische Musiktradition vorzustellen. Weil er aber gerade in persönlichen Problemen steckte, empfahl er als Ersatz seinen Kumpel, den Tablaspieler Ali Akbar Khan, der großen Erfolg damit hatte und dessen Name von nun an oft genug in einen Atemzug mit dem von Shankar genannt werden sollte.

Die Sitar, jenes typisch indische Instrument mit dem obertonreich schnarrenden Ton, machte er auf großen weltweiten Tourneen besonders in den sechziger, siebziger und achtziger Jahren bekannt. 1969 spielte er neben Stars wie Jimi Hendrix oder Janis Joplin auf dem legendären Woodstock-Festival. Schon früh brachte er seiner Tochter Anouschka das Spielen auf diesem Instrument bei, was sie schließlich zu einer bekannten Sitarspielerin werden ließ, die unter anderem auch für den Grammy nominiert war, den ihr Vater insgesamt dreimal als Auszeichnung erhalten hatte.

Beide sind für 2013 wieder für den Grammy in der Kategorie „Bestes Weltmusik-Album“ nominiert. Shankar wird dabei posthum ein Preis für sein Lebenswerk verliehen. Von 1986 bis 1992 war Ravi Shankar auch Mitglied der Rajya Sabba, das als Oberhaus Teil des indischen Parlaments ist. Zudem ist ihm 1999 der Bharat Ratna, Indiens höchster ziviler Orden, verliehen worden. Und so beklagte der indische Premierminister Manmohan Singh jetzt auch den Verlust eines „Nationalheiligtums“. Ravi Shankar war ein Musiker, der auf vielerlei Art im Leben stand, aus dem er nun geschieden ist.