RB Leipzig ist auf seinem geplanten Weg zum neuen Fußball-Imperium einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Sportlich ist der Emporkömmling ab kommender Saison erstklassig. Doch in welcher Liga spielt der Brause-Club finanziell?

Sport: Gregor Preiß (gp)

Leipzig - Die Fans des VfB Stuttgart versuchen in ihrer Verzweiflung dem nahenden Abstieg aus der Fußball-Bundesliga auch Positives abzugewinnen. Ein Aspekt lautet: Wenigstens nächste Saison nicht gegen RB Leipzig spielen. Keine Frage: Das 55. Mitglied im deutschen Oberhaus ist mit Sicherheit das unbeliebteste. Zumindest außerhalb Leipzigs.

 

Das stört die Macher des Retortenvereins aber kein bisschen. Sie haben sich mit der gegen sie gerichteten Schimpf und Schande längst arrangiert. Und Großes vor. Strukturell, aber natürlich auch sportlich. Aktuell in der Diskussion: Soll die 42 000 Zuschauer fassende WM-Arena vergrößert oder gleich ein neues Stadion gebaut werden? Sportlich will man sich im ersten Jahr Bundesliga „etablieren“, was immer das heißen mag. Die Platzhirsche blicken jedenfalls einigermaßen bange gen Osten und den im Eiltempo erwachsenden Konkurrenten. Ein zweites Bayern München ist RB Leipzig freilich nicht. Noch nicht.

Ein Viertel vom FC Bayern

Das verdeutlichen ein paar Zahlen zu den Personaletats. Die Leipziger sehen sich mit ihren Ausgaben im ersten Jahr im Mittelfeld der Liga, in einem Bereich also, in dem sich jahrelang der VfB Stuttgart bewegte. Mit Spielerkosten von pi mal Daumen 40 Millionen Euro pro Saison. Zum Vergleich: Der große FC Bayern lässt sich seine Stars gegenwärtig 160 Millionen Euro pro Spielzeit kosten. Die anderen Konzerne mit ausgegliederter Fußballabteilung liegen deutlich dahinter. Bayer Leverkusen etwa (55 Millionen) oder der VfL Wolfsburg mit 75 Millionen. Die TSG Hoffenheim und mit Abstrichen der FC Ingolstadt, die ebenfalls in der Reihe der neureichen Marketing-Clubs auftauchen, investierten in dieser Saison etwa 30 beziehungsweise 20 Millionen in ihre Stars in kurzen Hosen.

„Werden keine verrückten Sachen machen“

Der Aufsteiger aus Sachsen schießt damit wenn nicht von Null auf 100, so zumindest von Null auf 50. Den direkten Sprung von der zweiten Liga ins (finanzielle) Bundesliga-Mittelfeld vermochte sich noch kein anderer Verein zu leisten. Im eigenen Selbstverständnis firmiert das noch unter Tiefstapelei. „Wir werden keine verrückten Sachen machen“, sagt der RB-Vorstandsvorsitzende Oliver Mintzlaff. Früher oder später wird dies aber vonnöten sein, will man das selbst gesteckte Ziel von Red-Bull-Firmenchef Dietrich Mateschitz erreichen: Spätestens mit 80 möchte der Milliardär aus Österreich die Meisterschale in die Höhe recken. Das wäre in neun Jahren.

Welche Unwägbarkeiten der Sport und das in ihn investierte Geld aber bereithalten, dafür ist der VfB Stuttgart das beste, oder vielmehr, das abschreckendste Beispiel. Gemäß der Spieleretats hätte der VfB in der Vergangenheit stets einen Mittelfeldplatz belegen müssen. Was nachweislich Jahr für Jahr misslang.