Die fundamentale Islamkritik eines syrischen Arztes hat bei einem Vortrag in Korntal-Münchingen großen Unmut ausgelöst.„Wir stehen für Integration und nicht für Ausgrenzung“, distanziert sich die Brüdergemeinde nun vom Referenten.

Korntal-Münchingen - Die Evangelische Brüdergemeinde in Korntal entschuldigt sich für den Inhalt eines Vortrags, den der Arzt Jany Haddad aus Syrien Mitte des Monats im Gemeindezentrum in Korntal gehalten hat. „Wir stehen für aktive Integration und nicht für Ausgrenzung muslimischer Mitbürger“, sagt Manuel Liesenfeld, der Sprecher der Brüdergemeinde.

 

Teile des Vortrags am 15. November hatten großen Unmut ausgelöst. So hatte Haddad in seiner Rede fundamentale Islamkritik geübt, er soll jeden Muslim als potenziellen Mörder bezeichnet haben. Besucher berichteten von einem Flüchtling unter den Zuhörern, der bei diesen Worten in Tränen ausgebrochen sei.

Die Brüdergemeinde habe Jany Haddad gebeten, „Als Christ und Arzt in Aleppo“, so der Titel des Vortrags, einen Augenzeugenbericht abzugeben. „Wir erwarteten Informationen aus erster Hand über das Leben im Brennpunkt des syrischen Bürgerkriegs“, sagt der Sprecher der Brüdergemeinde. Stattdessen habe der Referent „in Teilen seines Vortrags aber politische und religiöse Statements gebracht, die in ihrer Undifferenziertheit nicht die Meinung der Evangelischen Brüdergemeinde widerspiegeln“, sagt Liesenfeld.

Brüdergemeinde steht zu Mitverantwortung

Der Sprecher der pietistischen Vereinigung: „Wir entschuldigen uns bei allen, die sich täglich im Namen und im Auftrag unseres Werks für ein friedliches Zusammenleben und die Integration einsetzen.“ Die Brüdergemeinde trage als Veranstalter „eine Mitverantwortung für die Wirkung, die der syrische Arzt mit seinen Worten ausgelöst hat. Es tut uns leid, wenn sich Zuhörer dadurch in ihren religiösen Gefühlen verletzt fühlen.“

Zahlreiche Christen stünden seit Jahren im interkulturellen und interreligiösen Dienst, „insbesondere an Mitbürgern aus muslimischen Ländern“. In der Brüdergemeinde widmeten sich jeden Tag viele Mitarbeiter unter anderem in Sprachkursen, Begegnungstreffen, Alltagshilfen, in Schulen, Jugendhilfe und Kindergärten engagiert der Begleitung und Unterstützung von Menschen muslimischer Herkunft, so Liesenfeld. Unter ihnen seien viele Flüchtlinge aus Syrien. „Die Wirkung des Vortrags indes wirft ein falsches Licht auf diese wertvollen Integrationsbemühungen.“

Die Gemeinde sei „zutiefst besorgt und erschreckt“ über die Grausamkeiten im syrischen Bürgerkrieg. Man nehme Anteil am Leid der verfolgten Christen, und „wir wenden uns gegen den extremen Islam, der Leid und Tod nicht nur über Christen, sondern auch über Muslime bringt“.