Der tödliche Unfall von Thomas Züfle hat große Betroffenheit in Stuttgart ausgelöst. Politiker zeigten sich bestürzt. Der Oberbürgermeister Fritz Kuhn sagt, Züfle sei für ihn immer ein kompetenter und kluger Gesprächspartner gewesen.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Mit Fassungslosigkeit und Trauer ist in Stuttgart die Nachricht vom Tod des Polizeipräsidenten aufgenommen worden. Vertreter aller Gemeinderatsfraktionen äußerten sich tief betroffen. Oberbürgermeister Fritz Kuhn und Ordnungsbürgermeister Martin Schairer verkündeten in einer Mitteilung: Die Landeshauptstadt und die Polizei verlören „einen hervorragenden, vor allem aber sehr menschlichen Präsidenten“. Am Sonntag war der Stuttgarter Polizeichef bei einem schweren Motorradunfall im Schwarzwald noch an der Unfallstelle gestorben.

 

Züfle habe seine Aufgabe in einer schwierigen Zeit angenommen mit viel Augenmaß und Kompetenz bewältigt, so Kuhn. Durch seine ausgleichende, besonnene Handlungsweise habe er zur Befriedung der Stadtgesellschaft beigetragen. Dies gelte auch für die Auseinandersetzungen um Stuttgart 21. Schairer ergänzte, Züfle sei es gelungen, das Vertrauen in die Polizei zu stärken und das Verhältnis zwischen den Bürgern und der Polizei zu verbessern.

Vor allem unter den Polizeibeamten ist die Trauer groß: „Die Stimmung ist unheimlich bedrückt“, berichtet Anja Prottengeier, die Vorsitzende des Bezirks Stuttgart der Deutschen Polizeigewerkschaft. „Wir haben einen sehr menschlichen Chef verloren, der ein offenes Ohr hatte und mit uns ein aufrichtiges Verhältnis pflegte.“ Sie erlebten eine Trauer ohne den sonst üblichen polizeilichen Schutzmantel der Routine, sagt Prottengeier. Auch Walter Burkart, der Kreisgruppenvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, äußert sich tief getroffen: „Herr Züfle war nicht nur unser Präsident, der im vierten Stock sein Büro hatte, er war ein Kollege, der nah bei seinen Mitarbeitern war.“ Es sei nicht vorstellbar, wie dieser Präsident zu ersetzen sei. Burkart erinnert auch an Züfles Verdienst, „aus polizeilicher Sicht Stuttgart 21 befriedet“ zu haben. Züfle habe neue Maßstäbe gesetzt. „Er war ein Glücksfall für die Stuttgarter Polizei und die Polizei im Land – seine Stimme ist gehört worden“, so Burkart.

Guter Draht zu den Kirchen

Auch zu den Kirchen hatte Züfle einen guten Draht: „Persönlich traurig und betroffen“ zeigt sich der katholische Stadtdekan Christian Hermes. Immer wieder habe er sich mit Züfle auf einen Kaffee getroffen. „Das waren sehr herzliche und für ihn wie für mich wohltuende Momente“, erzählt Hermes. „Thomas Züfle hat mich, und ich glaube, auch viele Bürger dieser Stadt, beeindruckt. Er war ein ,good cop‘, mit viel Erfahrung und viel Herz“, so Hermes.

Der evangelische Stadtdekan Hans-Peter Ehrlich reagiert „mit Bestürzung und Trauer“. Züfle habe durch seine unaufgeregte und den Menschen zugewandte Art verloren gegangenes Vertrauen wiederherstellen können. „Er bleibt mir als ein Mann mit hoher Sachkenntnis, Freundlichkeit und menschlicher Wärme in Erinnerung.“

„Stuttgart geht ein besonnener Polizeichef verloren“, sagte der Stuttgart-21-Gegner und Fraktionsvorsitzende von SÖS und Linke, Hannes Rockenbauch. Es sei Züfles Verdienst, dass den Demonstranten eine andere Kultur entgegengebracht worden sei – „das wussten wir zu schätzen“. Seine Gedanken seien nun bei der Familie Züfles.