Dienstagnachmittag am Brandenburger Tor: Heimkehr der Weltmeister, frenetischer Jubel der Fans, die Stimmung ist ausgelassen. Ein Jux auf Kosten der Argentinier kam allerdings nicht bei allen gut an. Schon sprechen manche von "Gaucho-Gate".

Dienstagnachmittag am Brandenburger Tor: Heimkehr der Weltmeister, frenetischer Jubel der Fans, die Stimmung ist ausgelassen. Ein Jux auf Kosten der Argentinier kam allerdings nicht bei allen gut an. Schon sprechen manche von "Gaucho-Gate".

 

Stuttgart/Berlin - Was für eine Heimkehr der deutschen Nationalmannschaft. Die Fanmeile in Berlin wurde am Dienstag wegen Überfüllung geschlossen, die Weltmeister sangen mit Helene Fischer und feierten mit den Fans. Die Stimmung am Brandenburger Tor war mehr als ausgelassen.

So ausgelassen, dass sich einige Spieler einen Scherz auf Kosten der Argentinier leisteten: „So gehen die Gauchos, die Gauchos gehen so“, sangen Miroslaw Klose, André Schürrle, Shkodran Mustafi, Mario Götze, Roman Weidenfeller und Toni Kroos, als sie tief gebückt auf die Bühne der Fanmeile liefen. Dann richteten sie sich auf und intonierten: „So gehen die Deutschen, die Deutschen, die gehen so.“ Darf man das, sich auf Kosten der Verlierer lustig machen? Die Meinungen bei der Presse sind geteilt.

Für die Frankfurter Allgemeine ist der Fußballer-Spaß ein Eigentor:

"Die Siegesfeier am Brandenburger Tor wird zum gigantischen Eigentor. Mit einer üblen Persiflage auf ihren Finalgegner verspielen die deutschen Weltmeister das Image der weltoffenen, toleranten Nation."

Auch der Tagesspiegel bläst ins selbe Horn und verurteilt die Aktion als geschmacklos:

"Ihre Freude genügt ihnen nicht, sie finden volle Genugtuung erst dann, wenn sie die trauernden Unterlegenen ein bisschen quälen. Das macht die Peinlichkeit zum Ärgernis. Wer Kinder hat, überlegt, wie er ihnen diese Geste erklären soll. Soll man den Kindern beibringen, dass es zum wahren Glück dazu gehört, nicht nur andere zu besiegen, sondern diese hinterher auch auszulachen? In den Ärger mischt sich Trauer über so viel Dummheit."

Für die taz lassen die Kicker es an Respekt gegenüber den Verlierern fehlen. Und obendrein sei die ganze Feier zum "Marketing-Fan-Meilen-Truck-Korso verkommen": Da könne man auch gleich "Gaucho-Verlierer" verhöhnen.

Die Welt sieht das Tänzchen auf Kosten der Argentinier nicht ganz so dramatisch und tut den Auftritt als "Schnapsidee" ab:

"Die Nationalspieler werden kritisiert, weil sie bei der WM-Feier einen fragwürdigen Tanz aufführten. Tatsächlich war die Vorführung keine Glanzleistung. Man muss aber auch nicht übertreiben." Und weiter: "Eine Petitesse und Harmlosigkeit, wie sie in Fußballstadien hundertfach schlimmer vorkommt, meinen nun die einen. Die anderen sprechen von einem unentschuldbaren Fehlverhalten, welches die Feierlichkeiten, ja gar die ganze WM zu einem gigantischen Eigentor werden ließe. Sie wittern deutsche Großmannssucht gegenüber dem Ausland. Die Wahrheit liegt in der Mitte."

Auch der Kommentar der Rheinischen Post zum Tänzchen auf der Fanmeile fällt weniger scharf aus. Was zähle, sei die Leistung des DFB-Teams in Brasilien:

"Die WM 2014 ist mit dem triumphalen Empfang der deutschen Nationalmannschaft in Berlin nun endgültig Geschichte. Es war das erhoffte Großereignis, das DFB-Team zeigte sich dabei als Botschafter – auch wenn das nicht jeder nach dem "Gaucho-Auftritt" wahrhaben möchte."