Hitlers "Mein Kampf", ein Dokument der Zeitgeschichte? Als solches ist die Hetzschrift nun versehen mit kritischem Kommentar in der ersten deutschen Neuauflage erschienen. Was hält eigentlich die Öffentlichkeit davon?

Stuttgart - Seit dem 1. Januar 2016 darf Hitlers Propagandaschrift „Mein Kampf“ wieder gedruckt werden. Prompt erschien nun die Neuauflage im Eigenverlag des Münchener Instituts für Zeitgeschichte in der wissenschaftlichen Edition. Beim Versandhändler Amazon ist diese limitierte Auflage zurzeit bereits nicht mehr erhältlich - die Nachfrage also scheint groß zu sein.

 

Gilt das auch für die Zustimmung, „Mein Kampf“ nun wieder auf legalem Weg der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen? Auch wenn sich das herausgebende Institut als wissenschaftlich geprägte Einrichtung kaum den Vorwurf der unkritischen Herausgabe gefallen lassen muss, wird Kritik laut. Ein Facebook-Nutzer schreibt: „Ich finde es unerträglich, dass unter dem Deckmantel der Wissenschaft und Entmystifizierung dieses Pamphlet vom ifz nun wieder neu publiziert wird. Hauptsache Geld kommt in die Kasse. Es ist eine Beleidigung für sämtliche Opfer!“

Das Institut wiederum äußert seine Beweggründe zur kritischen Edition mit folgenden Worten: „Angesichts des hohen Symbolwerts, den Hitlers Buch noch immer hat, ist die Entmystifizierung von „Mein Kampf“ auch ein Beitrag zur historisch-politischen Aufklärung.“

In Zeiten von Flüchtlingskrise und Debatten wie nach den Vorkommnissen in der Silvesternacht in Köln überkommt so manchen Twitter-Nutzer ein mulmiges Gefühl:

Wieder andere nehmen es mit (Galgen-)Humor.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat sich wiederum in einer Presseerklärung für die kritische Edition ausgesprochen, die einen Beitrag zum Kampf gegen Antisemitismus leisten soll: „Gegen eine wissenschaftlich-kommentierte Ausgabe von „Mein Kampf“, die den Originaltext kritisch einordnet und der historisch-politischen Bildung dient, ist nichts einzuwenden.“

Ähnlich positiv sieht das der bisher einzige Rezensent des Buches, der bisher auf der Homepage des Online-Händlers Amazon zu finden ist. Der User schreibt: „So ein Werk hätte ich mir in meiner Schulzeit gewünscht, da es viele Fragen, die bis jetzt offen geblieben sind, gut beantwortet.“

Drei Jahre Arbeit am Institut für Zeitgeschichte, 2000 Seiten, 3500 Kommentierungen: Das Buch schlägt selbst in den USA so hohe Wellen, dass die New York Times darüber berichtet.

Im Netz gibt es bislang keinen wirklichen Aufschrei. Die ausführliche Edition ist erst veröffentlicht und muss von den Käufern noch gelesen werden. Bleibt abzuwarten, wie die Leser das Buch einschätzen.