Auf die Entscheidung der Landesbank, ihre Wohnungen an die Augsburger Patrizia AG zu verkaufen, reagieren die Verbände kontrovers.

Regio Desk: Achim Wörner (wö)

Stuttgart - Die Entscheidung der Landesbank, ihre 21 500 Wohnungen an die Augsburger Patrizia AG zu verkaufen, hat bei Verbänden unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Der fast 20 000 Mitglieder zählende Stuttgarter Haus- und Grundbesitzerverein begrüßte die Entscheidung. Die Wohnungen an den Meistbietenden zu vergeben entspreche nicht nur der wirtschaftlichen Vernunft, sondern verschone den Stuttgarter Mietmarkt vor Wettbewerbsverzerrungen. Zudem bleibe die mitbietende Landeshauptstadt von einem finanziellen Abenteuer verschont und schaffe in der Stadtkasse neuen Spielraum. Der Mieterverein habe allen glauben machen wollen, die Mieter seien eine bedrohte Spezies, für die Artenschutz gelte. Dem sei die Landesbank nicht auf den Leim gegangen, so der Haus- und Grundgeschäftsführer Ulrich Wecker. Schließlich biete das Mietrecht heute schon ausreichenden Schutz für Wohnungsmieter.

 

Ganz anders die Reaktion der Mieterseite. „Der Verkauf ist falsch und kurzsichtig. Wer öffentliche Wohnungsbestände an Privatinvestoren verkauft, handelt gegen die Interessen der Mieterinnen und Mieter und spielt mit dem Feuer“, so der Direktor des Deutschen Mieterbundes (DMB), Lukas Siebenkotten. „Wir haben darauf gesetzt, dass die Wohnungen an kaufwillige Städte und städtische Gesellschaften verkauft werden, um hier eine langfristige, sozialverträgliche Wohnungs- und Mietenpolitik zu gewährleisten. Das hätte auch das Interesse des Landes sein müssen.“ Nach den Erfahrungen des Mieterbundes drohen nach einem Verkauf öffentlicher Wohnungsbestände an Investoren etwa der Verlust preiswerten Wohnraumes, Mieterhöhungen oder auch die Umwandlung in Eigentumswohnungen. Der öffentlichen Hand gehe der Zugriff auf bezahlbare Wohnungen verloren, so Siebenkotten.

„Wieder einmal zählt Geld mehr als Mieterschutz“, kritisiert auch Roland Sing, der Vorsitzende des Sozialverbands VdK Baden-Württemberg. Die Politik müsse nun überlegen, wie die Mieter vor Spekulation geschützt werden könnten. wö