Bei den Grünen im Land sitzt der Absturz bei der Europawahl tief. „Unser Ergebnis ist bitter. Ich sehe es als Verpflichtung und Verantwortung, nach vorne zu sehen“, sagte Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) am Sonntagabend bei der Wahlparty im Rathaus. „Wir kämpfen dafür, dass die Demokratie gestärkt wird.“ Das Bitterste sei, dass die Partei gewonnen habe, deren führenden Köpfe jüngst durch Korruption und Kollaboration mit anderen Staaten Schlagzeilen gemacht haben.
Die AfD ist nach dem vorläufigen Endergebnis als klarer zweiter Gewinner in Baden-Württemberg aus der Europawahl hervorgegangen. Sie gewann 14,7 Prozent der Stimmen und wurde damit zweitstärkste Kraft nach der CDU mit 32 Prozent. Die Grünen stürzten ab auf 13,8 Prozent. Die SPD kam auf 11,6 Prozent, die FDP auf 6,8 Prozent.
Der Stuttgarter Europaabgeordnete Michael Bloß (Grüne) sagte über die Stärke der AfD: „Das ist eine Katastrophe. Es wäre aber eine große Fehleinschätzung zu denken, das ist ein ostdeutsches Problem“, sagte Bloß am Wahlabend. „Das Ergebnis ist überhaupt nicht zufriedenstellend. Wir brauchen jetzt eine gute Analyse.“ Das fordert auch die Grünen-Bundestagsabgeordnete Anna Christmann. Es müsse in Zukunft mehr darum gehen, dass Lösungen angeboten werden, die die konkreten Probleme der Menschen lösen.
Hagel will Brücken ins bürgerliche Lager bauen
Bei der CDU sieht man das ähnlich. „Jede Stimme, die nicht zu der CDU gegangen ist, ist ein Auftrag, die Sorgen und Nöte der Menschen Ernst zu nehmen“, sagte die CDU-Spitzenkandidatin Andrea Wechsler. CDU-Landeschef Manuel Hagel betonte: „Die CDU hat dann Erfolg, wenn sie nicht grüner ist als die Grünen und nicht populistischer als die AfD. Daher geht es immer darum, wirkungsvoll Probleme zu lösen und besonnen Brücken in und für die bürgerliche Mitte zu bauen.“
Der AfD-Fraktionschef im Landtag wertete das Ergebnis der Europawahl als klare Bestätigung für die Politik seiner Partei: „Die Bürger haben sich nicht beirren lassen“, sagte Anton Baron. „Und AfD-Politik überzeugt dabei. Mit uns gibt es eine weniger zentralistische EU, mehr Souveränität für unser Land und vor allem: weniger Migration. Das wird auf lange Sicht auch in Baden-Württemberg überzeugen.“