Auf der Homepage der Stuttgarter Zeitung und in den sozialen Netzwerken wurde das Exklusiv-Interview mit Kanzlerin Angela Merkel rege diskutiert. Insbesondere ihre Flüchtlingspolitik spaltet die Meinungen.

Stuttgart - Nach dem Exklusiv-Interview mit der Stuttgarter Zeitung, in der Angela Merkel einen Kurswechsel in ihrer Flüchtlingspolitik entschieden abgelehnt hat, wurden die Äußerungen der Bundeskanzlerin auf der Homepage der StZ als auch in den sozialen Netzwerken rege kommentiert. Während der Großteil der Nutzer Merkel dafür kritisiert, der Flüchtlingskrise nicht Herr werden zu können, gab es auf der anderen Seite auch Kommentare, die den Rücken der Kanzlerin stärken und keine Alternative zu ihrem eingeschlagenen Kurs sehen.

 

Man könne ihr Beharren auf zwei wesentliche Punkte bewundern, schreibt ein Nutzer auf Facebook: „Auf der Menschlichkeit gegenüber den Schutzsuchenden und dem Hinweis, dass die Welt komplexer ist, als es hier viele wahrhaben wollen. Deutschland hat jahrelang von der europäischen Integration und der Globalisierung profitiert und dieser Weg muss weiter beschritten werden. Forderungen nach Schließung der Grenzen sind kurzsichtig und deren Kosten um etliche Faktoren größer als die Unterbringung von ein paar hunderttausend Menschen.“

Merkels Solidarität mit den Flüchtlingen kommt „zu spät“

Für einige Nutzer kommt die Forderung der Kanzlerin solidarisch mit den Flüchtlingen zu sein jedoch zu spät: „Frau Merkel hat, wie auch einige andere Staaten, nur einen, aber diesen höchst gravierenden Fehler begangen: der UNHCR (Das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen, Anm. d. Red.) nicht die zugesagten Gelder für die Flüchtlingslager zufließen zu lassen“, schreibt eine Nutzerin. „Und solange die Flüchtlinge weit weg waren in Griechenland und Italien hat sie geglaubt, die Sache aussitzen zu können. Da war von Mitgefühl weit und breit noch nichts zu merken“, ergänzte eine andere Nutzerin.

„Welche demokratische und sinnvolle Alternative steht einem Wähler/-in denn aktuell zur Verfügung, wenn er oder sie mit dem Merkel-Kurs nicht einverstanden ist?“, fragt ein Nutzer, „Abgesehen von Nuancen tragen doch alle ‚etablierten’ Parteien die Grundlinie der Bundesregierung (soweit eine solche erkennbar ist) mit, auch die vermeintliche Opposition (bei den Grünen hat Merkel ja inzwischen mehr Rückhalt als in der eigenen Partei).“ Falls die Alternative für Deutschland tatsächlich regierungsfähig werden sollte, antwortet ein Nutzer, sei „eine nationalistische, einseitig wirtschaftlich protektionistische Politik zu erwarten.“ Und: „Wer will schon im vereinten Europa Grenzzäune?“

Der EU-Gipfel wird „ein schwerer Rückschlag“

Ein anderer Nutzer schreibt, dass „eine Grenzschließung für Deutschland ökonomisch reiner Selbstmord“ wäre. Ein Anderer entgegnet: „Ökonomischer Selbstmord halte ich für übertrieben und als Argument gegen Grenzkontrollen nicht für valide. Die Schengen-DVO ist erst seit 1995 in Kraft und Deutschland war auch schon vor dieser Zeit Export-Weltmeister. Selbst der Wirtschaftsflügel der CDU hält dieses Argument nicht mehr für valide und hat Merkel erst von wenigen Tagen für den Fall des Scheiterns der Europäischen Gespräche zur „Schließung“ der Grenze nach Österreich aufgerufen.“

Mit Blick auf den EU-Gipfel zur Asylpolitik, in der es unter anderem um Umverteilungspläne gehen wird, kommentiert ein Nutzer für Facebook: „Frau Merkel muss sich daran messen lassen müssen, ob sie eine europäische Lösung hin bekommt. Sie hat versprochen die Flüchtlingszahlen nachhaltig und stark zu senken.“ Ein weiterer Nutzer schreibt: „Zuversichtlich ist sie ja, aber der Donnerstag und Freitag wird ein schwerer Rückschlag werden. Die EU wird ihr diesmal nicht folgen.“