Die Niederlage des FC Liverpool im Europa-League-Finale gegen Sevilla trifft Trainer Jürgen Klopp ins Mark. Das registrieren anschließend die Zeitungen in England und Deutschland – und das bekommt auch ein Schweizer Fernsehreporter zu spüren.

Basel - In der Stunden der großen Niederlage gab sich Klopp alle Mühe, schon wieder kämpferisch zu wirken. „Wir haben jetzt leider unglaublich viel Zeit, aber diese Zeit werden wir nutzen und stärken zurückkommen“, sagte der deutsche Trainer des FC Liverpool, nachdem sein Team am Mittwochabend in Basel das Europa-League-Finale gegen den FC Sevilla nach einer ganz schwachen Leistung in der zweiten Hälfte mit 1:3 (1:0) verloren hatte: „Ich weiß, dass alle Liverpool-Fans heute komplett niedergeschlagen sind. Aber die Mannschaft hat in den vergangenen Monaten tolle Zeichen gesetzt, und darauf müssen wir jetzt aufbauen.“ Etwas Aufbauarbeit dürfte freilich auch bei ihm selbst nötig sein.

 

Denn für Klopp war es bereits die fünfte Niederlage in einem Pokalfinale hintereinander. „Die Liste liest sich mittlerweile wie die Traumaakte eines Psychologen, bei dem Klopp Patient sein könnte“, schrieb die „Welt“. Die schwarze Serie war natürlich auch in den englischen Medien anschließend ein großes Thema. „Der Pokalfluch hat wieder zugeschlagen“, vermeldete das Boulevardblatt „The Sun“ und erklärte auch, wie es so weit kommen konnte: „Liverpool verschenkte eine Halbzeitführung und fiel auseinander, während Sevilla das Europa-League-Triple feierte – macht nun fünf Finalniederlagen für Klopp.“

In Liverpool wird nächste Saison kein internationaler Fußball gespielt

Der „Guardian“ konstatierte: „Der europäische Traum von Liverpool wurde zertrümmert durch die Verwandlung von Sevilla in der zweiten Halbzeit und durch das eigene Unvermögen, dem standzuhalten.“ Liverpool verpasste mit der Niederlage die direkte Qualifikation für die Champions League und wird nun in der nächsten Saison gar nicht international dabei sein. „Für Liverpool war es das total ernüchternde Ende einer Saison, in der Klopp den Glauben und den Zusammenhalt zurück nach Anfield brachte. Er hat so viel in die Pokalwettbewerbe investiert, dass die Premier-League-Saison beeinträchtigt wurde“, analysierte der „Guardian“ weiter: „Jetzt wird es in seiner ersten kompletten Saison als Liverpool-Teammanager keinen europäischen Fußball geben.“

Das Werben um Mario Götze dürfte sich nun schwerer gestalten

Ohne Europapokal werde Liverpool und sein Trainer nun Probleme bekommen, glaubt die „Sport-Bild“: „Im Werben um neue Stars sind die Aussichten damit richtig trübe. Nun sind nicht mehr Klopps Vorzüge als Motivator gefragt. Jetzt muss er Überzeugungsarbeit leisten. Und das nicht zu knapp. Denn die 200 Millionen Euro in der Einkaufskasse allein reichen nicht, um Stars wie Götze oder Morata nach Anfield zu locken.“

Jürgen Klopp nahm die Schuld für die Niederlage auf sich, er versuchte, neue Zuversicht zu verbreiten – doch die tiefe Enttäuschung konnte auch er nicht verbergen. Ein Schweizer Fernsehreporter bekam den Frust des Trainers nach dem Spiel hautnah zu spüren. „Wie sagt man eigentlich in ihrem Fall: Kopf hoch oder Klopp hoch?“, fragte der TV-Mann, worüber der Trainer gar nicht lachen konnte. „Ich hab die Probleme, sie offensichtlich nicht, denn sie können schon wieder Scherze machen. Davon bin ich noch weit entfernt“, antwortete er – und ließ den Reporter stehen.