Realschullehrer in Stuttgart schlagen Alarm. Der Verband der Realschullehrer fordert, die Hauptschule zu stärken. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) verteidigt das Bildungskonzept.

Stuttgart - Die Entwicklung an den Realschulen mit ihren Problemen beschäftigt auch den Landesverband der Realschullehrer. Deren Vorsitzende Karin Broszat führt die aktuellen Schwierigkeiten auch auf die grün-rote Vorgängerregierung zurück. Diese habe „das bis dahin erfolgreiche Schulsystem Baden-Württembergs ideologisch motiviert zutiefst erschüttert und bis heute nachwirkend destabilisiert“, schreibt sie in einer Reaktion auf unseren Bericht.

 

Das verheerende Bild, das in dem Bericht gezeichnet werde, „mag so ausgeprägt vielleicht nur für Stuttgart und andere große Städte zutreffen, Ansätze davon sind jedoch zunehmend auch in der Breite an vielen anderen Realschulen im Land spürbar“. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) versuche zwar, „in konstruktiv-kooperativem Prozess trotz kaum zu bewältigender Schülerheterogenität die verschiedenen Schularten dennoch wieder zu stärken“, etwa durch die zusätzlichen Poolstunden. Aber, so Broszat: „Die fatalen Folgen des Wegfalls der bindenden Schulempfehlung zu mildern, scheint trotzdem manchmal Sisyphusarbeit.“

„Unterschiedliche Kinder brauchen unterschiedliche Schularten“

Kinder und Eltern hätten ein Anrecht darauf, zu wissen, was sie bei einer Schulart erwartet. Und an der Realschule sei dies grundsätzlich der Realschulabschluss. „Es wäre jetzt ein ganz verhängnisvoller Fehler, in der Orientierungsstufe mit der Vorbereitung auf den Hauptschulabschluss zu beginnen“, heißt es in der Erklärung weiter. Denn das, so Broszat, hätte eine rasante Niveauabsenkung zur Folge: „Die Realschule soll und muss vorrangig ihre Schülerschaft zum Realschulabschluss führen können und lediglich in Ausnahmefällen den Hauptschulabschluss anbieten.“ Im Gegenzug plädiert der Verband dafür, die Hauptschule zu stärken. Denn, so Broszat: „Unterschiedliche Kinder brauchen unterschiedliche Schularten.“ Und jede einzelne müssten nicht vom Abschluss her, sondern auch vom Weg dorthin gedacht werden.

Kultusministerin verweist auf Unterstützungsangebote

Eisenmann verweist indes auf Unterstützungsangebote an den Realschulen: „Es war mir sehr wichtig, den Realschulen mehr Möglichkeiten zu geben, um auf die heterogene Schülerschaft einzugehen. So können die Realschulen selber entscheiden, ob sie nach Leistungsfähigkeit der Schüler Gruppen, Klassen oder Züge bilden beziehungsweise im Unterricht selbst differenzieren, um den Schülern die beste Art der Förderung anbieten zu können.“ Dafür erhielten die Realschulen derzeit 16, im Endausbau 20 Poolstunden. In welcher Klassenstufe die eingesetzt werden, können die Schulen selbst entscheiden.

Eine Zusatzförderung legt auch die Zusammensetzung der Schülerschaft nahe: Im Landesdurchschnitt haben 55,9 Prozent der Fünftklässler an Realschulen eine Bildungsempfehlung für diese Schulart, 20 Prozent fürs Gymnasium und 24,2 Prozent für die Werkreal-/Hauptschule.