Edgar Rief hat die Realschule in Gerlingen geprägt wie kein zweiter. Erst als Lehrer, später als Rektor. Mit vielen persönlichen Worten und ebenso vielen Gästen wurde er nun offiziell verabschiedet.

Gerlingen - Edgar Rief steht am Freitagvormittag in der Jahnhalle, noch weit entfernt von seinem Platz in der ersten Reihe. Er begrüßt seine Gäste, die ihn in den Ruhestand begleiten. Er freut sich über die vielen Menschen, die in die Gerlinger Festhalle gekommen sind. Das wird er später sagen, am Ende des rund zweistündigen, bunten Programms. Mit diesem wurde in teils auch sehr persönlichen Worten das Bild eines Rektors gezeichnet, der die Gerlinger Realschule nicht nur durch seine fachliche Kompetenz geprägt hat, sondern mindestens genauso durch seine menschenzugewandte Art. „Danke Herr Rief“, hieß das Motto der Veranstaltung.

 

Rief habe vor 13 Jahren ein wohlbestelltes Feld übernommen, zitierte der Konrektor Karl Eknigk, was der damalige Schulamtsleiter Karl Wißkirchen bei Riefs Einsetzung gesagt hatte. „Sie haben den Acker in einen blühenden Garten verwandelt“, bilanzierte Eknigk nun. Rief wusste damals, wo er hinkam: Er hatte 13 Jahre dort als Lehrer gewirkt, ehe er wegging – um später als Schulleiter wieder zu kommen.

Wegbegleiter kommen zur Verabschiedung

Auch Wißkirchen ist nun zur Verabschiedung Riefs gekommen. Doch die Schulrätin Cornelia Packmor war es, die ein Bild vor allem des Menschen Edgar Rief zeichnete. 1952 in der Pfalz geboren hat er an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg mit dem Schwerpunkt Grundschule studiert. Später sattelte er ein Aufbaustudium drauf, um an der Realschule unterrichten zu können. Zu diesem Zeitpunkt war bereits sein Faible für Statistik und Tabellen legendär. Auch wenn er Jahr für Jahr gesagt habe, er wisse nicht mehr, wie die Formulare auszufüllen seien, so Packmor, „korrekt sind sie trotzdem gewesen“. Ihn zeichne eine große Ruhe, seine sorgfältige Art, seine aufmunternde Freundlichkeit und diskrete Disziplinierung aus. Das Lehrer- und Schulleiterkollegium ging noch einen Schritt weiter. Sie schilderten Rief in ihren Beiträgen als einen Schulleiter, der trotz aller schwierigen Situationen, die er privat zu meistern hatte, der Fels in der Brandung geblieben sei. Seine Tür war demnach stets offen, um bei einem Espresso teils auch nur kleine Dinge zu besprechen. Dabei, so verrieten es die Lehrer humorvoll, habe Rief durchaus immer auch ein beachtliches Reservoir an Schokolade im Schrank gehabt.

Das Bild vom Kapitän ist passend

Rief führte die Schule durch ihr 50 Jahr-Jubiläum. Er hat Arbeitsgemeinschaften wie die Zirkus-AG sowie die Schulband begleitet. Beide gestalteten das Programm am Freitag mit. Zudem hat der scheidende Rektor aber den geplanten Schulhausumbau maßgeblich geprägt: „Sie sind der Architekt der neuen Realschule“, sagte der Bürgermeister Georg Brenner. Die Schule wird unter laufendem Betrieb umgebaut. Ein Alltag mit Baulärm bleibt Rief nun erspart. Sein Nachfolger Eiko Schwalbe wird damit umzugehen haben.

Rief zeigte sich am Ende des zum Teil überraschenden Programms sprachlos. Er ließ keinen Zweifel daran, bis zuletzt Freude an seinem Beruf gehabt zu haben. Im Bild vom Kapitän konnte er sich durchaus wiederfinden, nahm er doch die Worte aus dem schriftlichen Programm auf. „Herr Rief war der Käpt’n auf unserem Schiff, mit Übersicht hatte er alles im Griff“, hieß es dort. Er gab der Schulgemeinschaft mit in die Zukunft, dass selten der direkte Weg zum Ziel führe: Manchmal bedürfe es einer Kurskorrektur. Vor allem aber brauche es Zeit, um das Ziel zu erreichen.