Die Rebellen im Südsudan rücken in einer wichtigen Ölregion vor. Internationale Rückholaktionen laufen auf Hochtouren. US-Präsident Obama deutet ein größeres Engagement zum Schutz seiner Landsleute an.

Juba - Mit einem schnellen Vormarsch der Rebellen geht der Konflikt im Südsudan in seine zweite Woche. Augenzeugen zufolge eroberten die Aufständischen wichtige Teile des für die Ölindustrie zentralen Bundeslandes Unity.

 

Internationale Organisationen und Staaten wie Großbritannien forcieren derweil ihre Bemühungen, Mitarbeiter und Landsleute in Sicherheit zu bringen.

Hintergrund der am vergangenen Wochenende ausgebrochenen Unruhen ist ein Machtkampf von Präsident Salva Kiir mit seinem im Juli entlassenen Stellvertreter Riek Machar. Im Südsudan leben mehrere verfeindete Volksgruppen. Kiir gehört den Dinka an, die die Regierungspartei und frühere Rebellentruppe SPLM (Sudanesische Volksbefreiungsbewegung) dominieren. Sein Rivale Machar ist ein Lou Nuer. Es wird befürchtet, dass sich die Kämpfe zu einem Bürgerkrieg ethnischer Gruppen ausweiten.

Dem britischen Rundfunksender BBC sagte Machar, er führe die Rebellen an. Das Bundesland Unity sei vollständig unter seiner Kontrolle. Zugleich erklärte er demnach seine Bereitschaft zu Verhandlungen. Voraussetzung sei allerdings die Freilassung verhafteter Weggefährten. Kurz nach Beginn der blutigen Unruhen waren mehrere frühere Minister festgenommen worden. Wo sich Machar aufhält, ist unklar. Er wird aber im Südsudan vermutet. Ein Sprecher des ugandischen Außenministeriums kündigte an, Vermittler mehrerer ostafrikanischer Staaten würden in naher Zukunft mit Machar sprechen.

Derweil liefen die internationalen Rückholaktionen auf Hochtouren. Die Vereinten Nationen bringen alle nicht dringend benötigten Mitarbeiter ins benachbarte Uganda in Sicherheit. Der britische Außenminister William Hague rief seine Landsleute zum Verlassen des Landes auf. Die Regierung werde am Montag ein Flugzeug in die Hauptstadt Juba schicken, um alle Briten außer Landes zu bringen.

Das US-Außenministerium teilte am Sonntagabend mit, man habe inzwischen etwa 380 US-Bürger und rund 300 Bürger anderer Länder aus ausgeflogen. Sie seien mit Charter- und Militärmaschinen nach Nairobi oder an andere sichere Orte gebracht worden. Kenia hat Truppen in die Region Jonglei entsandt, um 1600 Kenianer heim zu holen. Deutschland hat seine Bürger bereits ausgeflogen.

US-Präsident Barack Obama lässt sich nach Angaben des Weißen Hauses auch im Hawaii-Urlaub regelmäßig von seinen Sicherheitsberatern über die Lage im Südsudan informieren. In einem am Sonntagabend veröffentlichten Brief an die führenden Politiker im Washingtoner Kongress kündigte an, er werde nötigenfalls weitere Maßnahmen ergreifen, um die Sicherheit von US-Bürgern und -Einrichtungen sowie deren Mitarbeitern in dem Land zu gewährleisten.

Der Südsudan war erst 2011 nach einem jahrzehntelangen Bürgerkrieg vom Sudan unabhängig geworden. Trotz reicher Ölvorkommen leben die meisten Menschen in extremer Armut. Mindestens 500 Menschen sollen in der vergangenen Woche ums Leben gekommen sein. Mehr als 40 000 Menschen suchen nach UN-Angaben inzwischen Zuflucht in Lagern der Vereinten Nationen. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) sprach von rund 65 000 Flüchtlingen und warnte vor einer humanitären Katastrophe.