Vampire, Dämonen und Ungeheuer - nehmt euch in Acht! Buffy kommt wieder! Wie mehrere US-Branchenmagazine berichten, steht ein Reboot von Joss Whedons Fantasyserie „Buffy – Im Bann der Dämonen“ bevor.

Freizeit & Unterhaltung : Gunther Reinhardt (gun)

Stuttgart - Buffy Summers lehrt Vampire und anderen Dämone wieder das Fürchten. Die Branchenmagazine „Deadline“, „Variety“ und „Hollywood Reporter“ melden übereinstimmend, dass 20th Century Fox an einem Reboot von Joss Whedons TV-Serie „Buffy – Im Bann der Dämonen“ arbeitet. Whedon („Marvel’s The Avengers“), der derzeit für HBO das Serienprojekt „The Nevers“ entwickelt, soll auch an der Neuauflage beteiligt sein. Hauptautorin der Serie ist aber Monica Owusu-Breen, die bisher unter anderem für Serien wie „Agents of S.H.I.E.L.D.“ als Autorin aktiv war. Für die Hauptrolle wird noch eine Darstellerin gesucht. Fest steht jedoch, dass die Hauptfigur diesmal von einer Afroamerikanerin gespielt werden soll.

 

Joss Whedons Fantasyserie „Buffy – Im Bann der Dämonen“ brachte von 1997 an in sieben Staffeln TV-Konventionen durcheinander und war ein subversiver Spaß, der Ernst machte, wenn es um Diversität und das Aufbrechen weiblicher Rollenklischees ging. Wir erinnern hier noch einmal an die stilprägende Serie.

Willkommen im Höllenschlund

Stellen Sie sich vor, Sie wachen eines Morgens in einem Musical auf. Die Straßenkehrer führen mit ihren Besen Stepptänze auf. Ein Anzugträger schmettert im Heldentenor eine Hymne auf das Reinigungsunternehmen, das den Senffleck aus seinem Sakko entfernt hat. Die Falschparkerin fleht in einer herzzerreißenden Arie den Polizisten um Nachsicht an. Die Vampire aus der Nachbarschaft tanzen so leidenschaftlich, dass sie Feuer fangen. Und auch Sie selbst bleiben nicht verschont: Wann immer Sie etwas Kluges sagen wollen, fangen Sie stattdessen an zu singen und zu tanzen – herzlich willkommen an einem ganz normalen Tag in Sunnydale, Kalifornien, auch bekannt als der Höllenschlund, die Heimat von Buffy Summers, der Dämonenjägerin.

Dracula erweist sich als arroganter Snob

Joss Whedon hat sich zwischen 1997 und 2003 in der Serie „Buffy – Im Bann der Dämonen“ ständig solche kuriosen Dinge ausgedacht. Nicht nur in der MusicalEpisode „Once More With Feeling“, für die er sogar selbst die Musik schrieb. Auch sonst war man bei ihm nie vor irrwitzigen Einfällen sicher, mit denen er unverfroren das Fantasy- und Horror-Genre mit Komödien- und Dramenelementen durcheinanderbrachte. Mal ließ er alle seine Helden durch einen üblen Zauber verstummen und eine ganze Episode lang ohne Worte gegen das Böse kämpfen („Hush“). Mal tat er so, als sei eine tölpelhafte Nebenfigur der Serie der eigentliche Held von Sunnydale („Superstar“). Mal ließ er Buffy auf Graf Dracula persönlich treffen, der sich als ziemlich arroganter Snob erwies („Buffy vs. Dracula“) .

Bevor Joss Whedon zum gefragten Hollywoodregisseur wurde – er hat 2012 mit „Marvel’s The Avengers“ einen der erfolgreichsten (und witzigsten) Superhelden-Filme überhaupt gemacht – , erfand er in „Buffy – Im Bann der Dämonen“ trunksüchtige Trolle, bösartige Bürgermeister, eine Stadt, in der jeden Tag Halloween ist.

„She saved the World a lot“

Und nebenbei konnte man Buffy Summers (Sarah Michelle Gellar) beim Erwachsenwerden zuschauen: Die Serie beginnt mit ihrem ersten Tag an der Sunnydale Highschool. Sie wirkt wie ein ganz normaler Teenager, freundet sich mit den Außenseitern Xander (Nicholas Brendon) und Willow (Alyson Hannigan) an, verliebt sich in einen mysteriösen Typen, der sich Angel nennt (David Boreanaz), wird vom Schulbibliothekar Giles (Anthony Stewart Head) genervt, der allerdings ihr Geheimnis kennt: Buffy verfügt über übermenschliche Kräfte und ist auserwählt, die Menschheit vor Vampiren und anderen Dämonen zu schützen. Sie wird immer wieder den Weltuntergang verhindern, mehrmals sterben (und wiederbelebt werden), und auf ihrem Grab wird einmal stehen: „She saved the world a lot.“

Das hübsche blonde Mädchen, das in Horrorfilmen eigentlich das Lieblingsopfer von Monstern jeglicher Art ist, wird in „Buffy – Im Bann der Dämonen“ zur Heldin, welche die Kreaturen der Nacht in Angst und Schrecken versetzt. Auch sonst erwies sich die Serie als unkonventionell. Weil es Joss Whedon in der Serie verstand, in seinen Dialogen so viel Wortwitz, so viel Anspielungen auf Popkultur unterzubringen, dass einem allein schon beim Zuhören schwindelig wurde. Weil er hemmungslos mit Fantasy-Versatzstücken experimentierte. Weil er – lange vor und viel besser als „Twilight“ – die betörende Geschichte einer letztlich unmöglichen Liebe zwischen einem Menschen und einem Vampir erzählte.

„Buffy“ ist auch ein lakonischer Entwicklungsroman

„Buffy – Im Bann der Dämonen“ ist nur an der Oberfläche eine aberwitzige Vampirfantasie. Die Serie ist auch ein kluger, lakonischer Entwicklungsroman, bei dem all die Abenteuer, die Buffy Summers und ihre Freunde erleben, all die monströsen Erscheinungen letztlich typische Situationen symbolisieren, mit denen jeder beim Erwachsenwerden konfrontiert wird.

Die Serie ist aber auch ein in Popkultur getunkter subversiver Angriff auf reaktionäre, autoritäre Tendenzen in der US-Gesellschaft, auf die Prüderie und Intoleranz der bigotten religiösen Fanatiker, ein Manifest der Diversität, eine Aufforderung zum Andersein. Buffys Kosmos ist eine Welt, in der lesbische Hexen, reformierte Vampire, buddhistische Werwölfe und Mensch gewordene Rachedämoninen friedlich zusammenleben. Ausgerechnet der Höllenschlund erweist sich also als der Ort, an dem die Utopie einer freien, vorurteilsfreien Gesellschaft möglich ist.

Buffy: Season 1-7 (39 DVDs. 20th Century Fox)