Gleich ein halbes Dutzend Investigativ-Reporter hatte der SWR für seine Recherche-Offensive gesucht. Nun sind sie an Bord und sollen loslegen. Die Namen der Neuen werden indes noch nicht verraten.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart / Mainz - Die in der Medienbranche mit Spannung erwartete neue Recherchetruppe des Südwestrundfunks (SWR) ist komplett. In diesen Tagen haben die sechs Investigativ-Reporterinnen und Reporter ihre Arbeit aufgenommen, wie eine Sprecherin bestätigte. Damit löst der Sender seine Ankündigung vom vorigen Jahr ein; damals hatte er per Stellenausschreibung gleich ein halbes Dutzend Enthüller gesucht. Mit der neuen Rechercheeinheit will der SWR Themen vertieft angehen und so mehr exklusive Nachrichten generieren. „Eigen recherchierte Storys und News werden immer mehr zur Leitwährung in der modernen Medienwelt“, hatte ein Sprecher des Intendanten Peter Boudgoust die Offensive begründet.

 

Leiter der in Mainz angesiedelten Einheit wird der bisherige Chef vom Dienst von „Report Mainz“, Adrian Peter. Der studierte Historiker habe für das Magazin zahlreiche Skandale aufgedeckt – von Gammelfleisch bis zur kriminellen Ausbeutung von Osteuropäern – und darüber auch ein Buch geschrieben, hieß es. Drei seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen aus dem Sender, drei von außerhalb; von diesen teilen sich zwei einen Vertrag. Die Stellen für Investigativjournalisten mit langjähriger Erfahrung, einem großen Netzwerk und Fachwissen waren bundesweit ausgeschrieben worden und auf große Resonanz gestoßen. Dem Vernehmen nach hatten sich 50 bis 60 Bewerber gemeldet. Entsprechend hoch war die Zahl der Absagen, die auch profilierte und preisgekrönte Rechercheure traf.

Namen werden noch nicht verraten

Die Namen der letztlich ausgewählten Reporter, die als freie Mitarbeiter beschäftigt werden, wollte der Sender zunächst nicht nennen. Sie kämen teils von der Zeitung, teils von Hörfunk und Fernsehen oder aus dem Online-Bereich. Auch eine von unserer Zeitung in Erfahrung gebrachte Namensliste wollte der SWR nicht bestätigen. Inzwischen seien alle „an Bord“ und erste Recherchen angelaufen, hieß es nur. Die Begründung der Diskretion: Das Team stehe noch ganz am Anfang, man habe kein Interesse daran, „diesen sensiblen Prozess durch ein Übermaß an öffentlichem Interesse zu stören“. Zu einem späteren Zeitpunkt sei man gerne bereit, Fragen zu der „Recherche-Unit“ zu beantworten.

Der Fokus des neuen Teams soll auf Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, aber auch auf bundesweiten Themen liegen. Es wird eng mit der Redaktion von „Report Mainz“ verknüpft sein; so gibt es einen gemeinsamen Planungsdesk und gemeinsame Konferenzen. Die Enthüller sollen aber auch mit anderen SWR-Redaktionen sowie mit externen Medien kooperieren, darunter auch Regionalzeitungen.

Die Finanzmittel für die Recherche-Offensive, deren Bedeutung der Intendant Boudgoust wiederholt betont hat, spart der Sender an anderer Stelle ein.