Der umstrittene AfD-Politiker will am Sonntag im Hotel Krauthof in Ludwigsburg-Hoheneck auftreten. Auch die rechtsextremen „Reichsbürger“ haben dort bereits mehrfach getagt. Doch das nächste Treffen wurde vom Besitzer abgesagt.

Ludwigsburg - Schon wieder der Krauthof. Das gutbürgerliche Hotel und Restaurant in Hoheneck ist am Sonntag der Schauplatz, wenn in Baden-Württemberg das erste Treffen des sogenannten Erfurter Flügels der AfD stattfindet. Es ist der rechte Rand der Partei, der für radikale Äußerungen bekannte Thüringer Landeschef Björn Höcke ist angekündigt. Unter dem Motto „Höcke spricht Klartext“ treffen sich seine Anhänger aus dem ganzen Land.

 

Warum er sich ausgerechnet diesen Veranstaltungsort ausgesucht hat, bleibt unklar – eine Anfrage am Mittwoch dazu blieb unbeantwortet. Fest steht, dass im Krauthof bereits mehrfach die AfD und andere rechte Gruppierungen getagt haben. Wie etwa die rechtsextremen „Reichsbürger“. Zahlreiche Seminare und Versammlungen haben sie dort abgehalten. Das nächste Seminar mit dem Titel „Der finale Akt“ war für den 20. November geplant, es sollte auch ein „Gemeindevorsteher“ gewählt werden. Der Termin wurde nach den Berichten über die tödlichen Schüsse eines „Reichsbürgers“ in Bayern auf einen Polizisten nun aber vom Krauthof-Inhaber Peter Kraut abgesagt. Der Restaurantchef des Krauthofs, Benjamin Loparco, dazu: „Es hat bei uns nur zwei Veranstaltungen der ‚Reichsbürger‘ gegeben.“ Man habe nichts über deren Radikalität gewusst, erst im Juli habe man genauer recherchiert. „Seither haben sie bei uns Hausverbot.“

Reichsbürger erhalten Hausverbot – nach zehn Monaten

Tatsächlich gab es, wie Screenshots der Vereins-Homepage zeigen, zwischen Januar und Mai wohl sieben Veranstaltungen der „Reichsbürger“ im Krauthof. Noch im Oktober-Newsletter der „Reichsbürger“-Gruppe wurde zum Tagesseminar im Krauthof eingeladen. Der Ludwigsburger Ökolinx-Stadtrat Oliver Kube, der zu einer Gegendemonstration aufgerufen hat, bezweifelt, dass der Termin nicht stattfindet. „Beim letzten Treffen wurde auch fälschlicherweise eine Absage gemeldet.“

Wer steckt hinter den „Reichsbürgern“, die den Krauthof als Anlaufstation für die Region Stuttgart nutzen wollen? Angemeldet hat sich stets der Verein „Primus inter Pares“ mit Sitz in Schorndorf (Rems-Murr-Kreis). Der Vorsitzende ist Markus Hailer, der die Homepage „AG Mensch in Baden-Württemberg“ betreibt. Er verbreitet dort krude Verschwörungstheorien („Die BRD ist eine Kolonie der USA“) und proklamiert ein Königreich Württemberg.

Nachdem die Gruppe in Kornwestheim und Fellbach (Rems-Murr-Kreis) kein Domizil mehr gefunden hat, hat sie sich auf den Krauthof konzentriert. Schon im Januar haben Redner bei einer Versammlung von der „geplanten Umvolkung der BRD“ gesprochen und „Asylanten als Invasoren“ bezeichnet. In den Seminaren wurde, wie Fotos der Homepage des Vereins zeigen, zum Umgang mit Behörden verkündet: „Offen und direkt. Widerstand ist Pflicht!“ Ulrich Heffner, der Sprecher des Landeskriminalamtes, stuft „Primus inter Partes“ als Gruppe von „BRD-Leugnern ein“, die sich wehrten, Steuern zu zahlen oder von der Polizei kontrolliert zu werden.

Krauthof-Inhaber: AfD ist eine demokratische Partei

Auf der Homepage des Vorsitzenden Hailer sind auch Stammtische in Neckargemünd, Lörrach, Ellwangen und Ulm aufgezählt. Es gibt zudem konkurrierende Gruppen – etwa in Ilsfeld im Kreis Heilbronn, die sich „Germaniten“ nennen, oder das „Königreich Deutschland“ in Ludwigsburg. Carsten Dehner, ein Sprecher des Innenministeriums, geht von einer mittleren zweistelligen Zahl an „Reichsbürgern“ aus, die Gruppen müssten als gefährlich eingestuft werden. Acht Straftaten seien landesweit von „Reichsbürgern“ registriert.

Auf der Homepage des Krauthofes heißt es in einer Stellungnahme, man distanziere sich von radikalen Äußerungen und Tätigkeiten. Die AfD-Veranstaltungen und auch der Termin mit Björn Höcke werden aber rechtfertigt. „Die AfD ist eine demokratisch gewählte Partei, wir bieten im Rahmen des Rechtsstaates jedem ein Dach über dem Kopf“, betont Loparco.

Gleichzeitig kritisiert der Krauthof-Inhaber Peter Kraut linke Gegendemonstranten und droht mit Strafanzeigen und Hausverboten. Für die Höcke-Veranstaltung am Sonntag und für den 20. November sind Kundgebungen von Oliver Kubes Gruppe und den Jusos geplant.