Sie tragen Schärpen und pflegen das Mensurfechten: Mitglieder der Deutschen Burschenschaft gelten als äußerst konservativ. Manche sehen in den eigenen Reihen auch rechtsextremistische Tendenzen. Darüber ist heftiger Streit entbrannt.

Eisenach - Beim Burschenschaftstreffen in Eisenach haben sich die Studentenverbindungen über den Umgang mit rechtsextremen Tendenzen in den eigenen Reihen völlig zerstritten. Der Burschentag als Kernveranstaltung des Treffens wurde nach kontroversen Diskussionen am Samstag vorzeitig beendet. Die Debatte soll nun auf einem außerordentlichen Burschentag im Winter weitergeführt werden, wie der Sprecher der Deutschen Burschenschaft, Christoph Basedow, sagte. Symptom für den tiefen Riss ist der Rücktritt von fünf Vorstandsmitgliedern, die sich der liberaleren Strömung zurechnen.

 

Die konservative Dach-Studentenvereinigung Deutsche Burschenschaft vertritt nach eigenen Angaben 10 000 Mitglieder in mehr als 100 Verbänden. Der Burschentag ist so etwas wie ihr Parlament.

„Inhaltlich zeigte sich, dass die seit über 100 Jahren bestehenden Flügel der Deutschen Burschenschaft einer neuen Bewertung ihres Verhältnisses zueinander bedürfen“, erklärte der Dachverband am Sonntag auf seiner Internetseite. Eine ursprünglich für Sonntag angesetzte Pressekonferenz wurde ohne Angaben von Gründen abgesagt.

25 Burschenschaften sollen Verband verlassen haben

Basedow betonte am Wochenende mehrfach: „Bisher hat noch keine Burschenschaft offiziell ihren Austritt aus dem Verband erklärt.“ Er wolle dies aber nicht ausschließen. Mit einer Spaltung rechne er indes nicht, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Die bereits Ende 2011 gegründete Initiative „Burschenschafter gegen Neonazis“ sprach hingegen von bis zu 25 Burschenschaften, die das Treffen in Eisenach und den Dachverband verlassen hätten. Basedow wiederum verwies darauf, dass ein Austritt bestimmten Regeln zu folgen habe.

Zum Eklat war es gekommen, als fünf Vorstandsmitglieder der liberalen Strömung aus Protest gegen rechtsextremistische Tendenzen im Verband ihre Ämter niedergelegt hatten. Anlass war die Bestätigung eines Vorstandsmitglieds, dem Rechtsextremismus vorgeworfen wird. Das umstrittene Vorstandsmitglied soll den von den Nationalsozialisten ermordeten Theologen und NS-Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer als „Landesverräter“ bezeichnet und die Hinrichtung verteidigt haben.

Gegen das Burschenschaftstreffen protestierten am Samstag nach Polizeiangaben 200 Demonstranten, laut Initiatoren 400.