Der linksgerichtete Journalist Alfred Denzinger aus Rudersberg sagt, er werde permanent bedroht. Das Bündnis Zusammen gegen Rechts erhebt schwere Vorwürfe gegen die Ermittlungsbehörden.

Waiblingen/Rudersberg - Die „Denzinger-Mischpoke“ gehöre ausgerottet, heißt es in der E-Mail. Seine ganze Familie sowie die Freunde und Bekannte würden mit dem Tod bedroht, wegen „Agitation gegen das deutsche Volk“. Das hat der linksgerichtete Journalist und Blogger Alfred Denzinger aus Rudersberg am Donnerstag bei einem Pressegespräch des Bündnisses „Zusammen gegen Rechts Rems-Murr“, im Waiblinger Haus der IG Metall erklärt. Die Täter hätten „Tod durch Verbrennen“ angekündigt.

 

Denzinger und der Sprecher des Bündnisses, Tim Neumann, machen den Ermittlungsbehörden schwere Vorwürfe. Die E-Mail sei im April eingegangen, die Polizei habe aber neun Wochen lang fast nichts unternommen. Immer wieder komme es vor, dass die Ermittlungen in solchen Fällen eingestellt würden, behauptet Denzinger, er bekomme von den Sachbearbeitern oft die Auskunft, dass „kein öffentliches Interesse“ bestehe.

Gehören die Täter zu den „Autonomen Nationalisten Rems-Murr“?

In den vergangenen zwei Jahren sei die Fassade seines Hauses viermal mit Parolen wie „Denzinger versenken, mundtot machen, jagen“ beschmiert worden. Die Reifen seines Autos seien zerstochen worden. „Man kann die Lust verlieren, eine Anzeige zu erstatten“, so Denzinger. Erst ein Artikel, der kürzlich in der „Waiblinger Kreiszeitung“ erschienen ist, habe dazu geführt, dass nun doch in Sachen Droh-E-Mail ermittelt werde.

Größere Hoffnungen mache er sich aber nicht, sagt Denzinger. Zu oft habe er schon erlebt, das die Behörden auf dem rechten Auge blind seien. Oft sei erfolgreich verhindert worden, dass er seine Aussagen machen könne. Einmal sei seitens der Behörden behauptet worden, man habe sich „im gegenseitigen Einvernehmen“ geeinigt, auf eine Vernehmung zu verzichten – „Blödsinn“, sagt er.

Wer genau die Täter sind, das wisse das Bündnis nicht, sagen Neumann und Denzinger. Sie gehörten vermutlich zur Gruppe Autonome Nationalisten Rems-Murr (ANRM). Es gebe Ermittlungsansätze – „aber nicht von der Polizei“. Mitglieder des Bündnisses und auch André Kaufmann von der IG Metall Ludwigsburg/Waiblingen sagen, das „bräsige“ Verhalten der Behörde sei fatal. „Wie wirkt das wohl auf Faschisten?“, fragt der Gewerkschafter. Manch ein Polizist sei offenkundig der Ansicht: „Der Feind steht links.“

Polizei: Immer wieder Ermittlungsansätze

Denzinger sagt, er habe die Polizei gebeten, sein Haus mit einer Videokamera zu überwachen, was abgelehnt worden sei. Als er sich nach einer Schutzbewaffnung erkundigt habe, sei ihm geraten worden, doch bei einem Waffenhändler nachzufragen oder sich an die Rote Hilfe zu wenden – einen Verein, der linke Aktivisten unterstützt. Waffenhändler, sagt Denziger, „kennen sich tatsächlich gut aus“, er habe nach einem Telefonat mit einem solchen Händler aber beschlossen, „diesen Schritt nicht zu tun“. Er sei „kein Weichei“, aber die Morddrohung per E-Mail und das Verhalten der Polizei „setzen mir zu“, sagt er.

Letztere weist Denzingers Vorwürfe von sich: Ein Sprecher sagt, eine förmliche Vernehmung sei nicht in jedem Fall notwendig. „Wenn Herr Denzinger einen Tatverdacht hat, soll er ihn uns doch bitte mitteilen, wir werden dem selbstverständlich nachgehen.“ Dass der Antifa-nahe Journalist mit Polizeiarbeit regelmäßig sehr kritisch ins Gericht geht, beeinflusse die Ermittlungen nicht: „Wir stehen für den Rechtsstaat und versuchen, jede einzelne Tat neutral zu bewerten.“

Die Ermittlungsakte zu den Anschlägen und Drohungen gegen Denzinger seien noch nicht geschlossen – „wir haben immer wieder Ermittlungsansätze, die uns aber bisher noch nicht zum Erfolg gereicht haben“, so der Sprecher. Im Fall der Droh-Mail sei allerdings eine Rückverfolgung unmöglich.