Erstmals hat Göppingens Linkspartei mit einem Empfang ins Neue Jahr starten wollen. Doch dann kamen ungebetene Gäste.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Die gegenseitigen Sticheleien und Provokationen zwischen Nazis und Linken im Kreis Göppingen gehen weiter. Am Samstagabend hat eine Häuflein von Rechtsradikalen den Neujahrsempfang des Kreisverbands der Linkspartei gestört. Zwölf vermummte Demonstranten hätten sich mit zwei Bannern auf dem Marktplatz vor dem Veranstaltungslokal aufgestellt und mit Sprechchören gegen die Veranstaltung demonstriert, bestätigte der Sprecher der Polizei, Rudi Bauer. Zu Zwischenfällen sei es nicht gekommen.

 

Der Göppinger Linken-Stadtrat Christoph Stähle berichtete jedoch von Bedrohungen. So sei ein Mitglied der linken Nachwuchsorganisation fotografiert worden. „Wir haben dein Foto, wir wissen, wo du wohnst. Wir finden dich. Du bist fällig“, sei ihm aus dem Pulk der rechten Demonstranten zugerufen worden. Eine Anzeige sei deshalb in Vorbereitung.

Stähle kritisierte auch die Polizei. Sie sei erst nach 20 Minuten und drei Anrufen am Ort eingetroffen. Dabei liege das Polizeirevier nur fünf Gehminuten entfernt. Auch seien die beiden Polizisten, die schließlich eintrafen, heillos überfordert gewesen. Der Polizeisprecher Bauer widersprach dieser Darstellung. Nach den polizeilichen Aufzeichnungen sei die Streife schon nach zehn Minuten da gewesen. Ansonsten habe ein Demonstrant die Kundgebung unter Angabe seiner Personalien ordnungsgemäß wenige Minuten zuvor als „Spontandemonstration“ angemeldet. Sie sei damit zulässig gewesen. Lediglich das mitgebrachte Megafon hätte einer behördlichen Genehmigung bedurft. Auf polizeiliche Anweisung sei es nicht mehr benutzt worden.

Die Polizei lässt sich ziemlich bitten

Dass sich die Polizei am Samstagabend ziemlich bitten ließ, wurde aber auch von unabhängigen Besuchern der Veranstaltung so erlebt, an der auch Stähles Stadtratskollegen von den Grünen und den Freien Wähler (VuB) teilnahmen. Es habe sehr lange gedauert, bis die Beamten eintrafen, sagte die Grünen-Rätin Christine Lipp-Wahl. Bedroht habe sie sich aber nicht gefühlt. Die auffällig jungen Männer hätten ihr eher leid getan, „wie sie draußen tropfnass in der Kälte und im Regen standen“, sagte Lipp-Wahl. Nach etwa einer Stunde war der Spuk vorbei.

Die „Autonomen Nationalisten Göppingen“ , die für die Aktion nach eigenem Bekunden Unterstützung aus dem Rems-Murr-Kreis erhalten hatten, zeigten sich dennoch zufrieden. Man habe es nicht unkommentiert lassen wollen, „dass sich die heuchlerisch sozial gebärdende, aber zutiefst volksfeindliche SED-Nachfolgepartei in Göppingen ungehindert trifft“, schreibt die rechtsextreme Splittergruppe auf ihrer Internetseite.