Klingt pathetisch, ist aber leider wahr: Es ist Zeit, als Einzelner die Demokratie gegen rechtsextremistische Auswüchse zu verteidigen, kommentiert StZ-Redakteurin Katja Bauer.

Berlin - Das einzig Gute an den Nachrichten über die Gefahr von rechts ist: offensichtlich beobachten die Sicherheitsbehörden die Entwicklung am rechten Rand der Gesellschaft sehr genau. Mit den Festnahmen in Bayern konnten vermutlich verheerende Anschläge verhindert werden, die man nicht anders hätte nennen können als Terror. Und das Lagebild des BKA zeigt ein Bewusstsein für die Besorgnis erregende Gewaltentwicklung in den vergangenen Monaten.

 

Nur: Was tun? Ein Staat, der die Geschichte des NSU im Gepäck hat, wird, das hofft man inständig, gut aufpassen, die Richtigen überwachen und zugreifen. Die Zahlen zu den Anschlägen auf Flüchtlingsheime allerdings sagen auch, dass er es nicht lückenlos kann. Die Gewalt fräst sich einen Weg durch die Republik – und schlimmer noch: die Grenze vom Protest zur Gewaltbereitschaft weicht auf, wie Pegida beweist.

Es ist also wohl Zeit, die eigene Komfortzone zu verlassen, den Mund aufzumachen. In der Kneipe, unter Freunden, am Abendbrottisch, im Büro, auf der Straße – und zu zeigen, dass diejenigen, die Hass auf alle Andersdenkenden verbreiten, eine Minderheit sind – wenn auch eine laute. Das heißt nicht, dass man nicht kritisch sein oder die Asylpolitik der Bundesregierung ablehnen kann. Das alles ist möglich. Aber nur, weil wir in einer Demokratie leben. Und um die gibt es Grund zur Sorge.