Noch bevor die ersten Neonazis gegen 13 Uhr in der Stadt ankamen, gab es Verletzte: Eine weinende 15-jährige aus Heilbronn sagte, sie sei von Polizei und anderen Gegendemonstranten an die Wand gedrückt worden und habe Pfefferspray ins Gesicht bekommen. Zwei junge Männer mit Kopfplatzwunden schilderten, wie sie von hinten von Polizisten mit dem Schlagstock angegriffen worden seien, als sie versucht hätten, in Richtung der Absperrungen zu gelangen. „Und als ich auf dem Boden lag, habe ich noch Tritte abbekommen“, berichtete einer der beiden. Der Polizeichef Martin Feigl sprach hingegen davon, dass „Gewalttäter die direkte Konfrontation mit der Polizei“ suchten.

 

So hatten mehrere Gruppen von Antifaschisten die Gegendemonstration des Bündnisses „Nazis stoppen“ auf dem Bahnhofsvorplatz verlassen, waren durch die Fußgängerzone gestürmt und in Richtung Schillerplatz gezogen. Die Bürger, die sich vor dem Rathaus zu einer anderen, großen Kundgebung des Vereins „Kreis Göppingen nazifrei“, der SPD, der Grünen und der Gewerkschaften getroffen hatten, schüttelten resigniert die Köpfe. Alex Maier, der Vorsitzende von „Kreis Göppingen nazifrei“, erklärte: „Sobald Menschen verletzt werden und Rechte eingeschränkt sind, muss man über die Taktik der Gegenproteste und des Einsatzes diskutieren.“ Kurze Zeit später war der zuvor noch gut besuchte Marktplatz leer.

Immer mehr Menschen zog es Richtung Schillerplatz, wo die Neonazis demonstrieren sollten. Doch die Polizei hatte den Platz abgesperrt. Die Zufahrten waren ebenfalls dicht. Die Polizei wollte auf Nummer sicher gehen und Ausschreitungen wie im vergangenen Jahr auf jeden Fall verhindern.

Weil der Marsch der Neonazis zum Schillerplatz wegen der Verzögerungen erst nach 15 Uhr beginnen konnte, kürzte die Polizei die Route ab. Zudem hatten die Beamten wegen der Störmanöver der Gegendemonstranten weniger Beamte vor Ort als geplant. Die Rechtsextremisten wurden deshalb auf dem kürzesten Weg zu dem Platz geführt, wo gegen 16 Uhr ihre Kundgebung begann. Danach ging es auf der selben Strecke zurück. Gegen 18 Uhr endete der Spuk mit einer weiteren Kundgebung vor dem Bahnhof, die von einem Pfeifkonzert jenseits der Absperrungen und Sichtschutzwände übertönt wurde. Dort standen rund 80 Gegendemonstranten mit Vuvuzelas und Trommeln.