Eigentlich wollte Fritz Eggenweiler die Stadt Remseck verklagen, weil sie nach einer Hundeattacke auf seine Ehefrau nichts zum Schutz der Bürger unternehme. Doch jetzt hat das Rathaus gehandelt und das Tier beschlagnahmt – ein Happy End gibt es trotzdem.

Remseck - Jetzt, da alles vorbei ist, fühlt sich Fritz Eggenweiler erleichtert. „Ich bin einfach froh, dass die Gefahr nicht mehr besteht.“ Mit Gefahr meint der 80-Jährige aus Remseck einen Mischling aus den Hunderassen Berner Sennenhund und Boxer. Im vorigen Sommer hatte das Tier Eggenweilers Frau auf einem Feldweg angegangen und verletzt, ebenso wie den Welsh Terrier des Ehepaares. Seither befand sich Eggenweiler in einem Kleinkrieg mit der Stadt, die aus seiner Sicht zu wenig tat, um die Halterin des Hundes zur Räson zu rufen und die Anwohner vor dem Hund zu schützen – zumindest bis jetzt. Denn jetzt ist der Hund weg.

 

Wie Ulrike Bolz, die die Fachgruppe Sicherheit und Ordnung in Remseck leitet, bestätigt, hat das Rathaus vor wenigen Tagen das Tier „beschlagnahmt und eingezogen“. Vereinfacht gesagt heißt das: Der Hund wurde seiner Besitzerin weggenommen und ins Ludwigsburger Tierheim gebracht. Daran beteiligt waren auch mehrere Polizisten. Laut dem Präsidiumssprecher Peter Widenhorn sei die Halterin nicht damit einverstanden gewesen, dass der Hund beschlagnahmt wird. „Doch letztlich war sie kooperativ.“

Keine Einsicht bei der Besitzerin

Der Besitzerin sei die Haltung des Mischlings verboten worden, weil sie sich nicht an die Verfügungen der Stadt gehalten habe, sagt Ulrike Bolz. Und weil auch alle sonstigen Versuche, Einfluss auf die Frau zu nehmen, fehlschlugen. Konkret hatte die Stadt nach dem Vorfall verlangt, dass der Hund einen Maulkorb tragen und an der Leine geführt werden muss. Beidem kam die Halterin offenkundig kaum nach, entsprechende Berichte von Fritz Eggenweiler wurden jedenfalls von Mitarbeitern der Stadt bestätigt, die die Halterin ebenfalls mit Hund ohne Maulkorb antrafen.

In der Folge beschloss der ehemalige Gemeinderat Eggenweiler, die Stadt, in der er seit mehr als 50 Jahren lebt, vor dem Verwaltungsgericht zu verklagen. und zwar wegen Untätigkeit. Das Rathaus nehme bewusst in Kauf, dass „zum Beispiel ein Kind Opfer des Hundes werden könne“, sagte Eggenweiler im Februar zur Begründung. Das Ordnungsamt hielt dagegen und erklärte, alle zur Verfügung stehenden Mittel auszuschöpfen und notfalls zum Äußersten gehen zu wollen. Und so kam es jetzt auch.

„Wir haben das ganze Verfahren durchlaufen“, erklärt Ulrike Bolz: Zunächst verhängte ihr Amt mehrere Zwangsgelder, um die Hundehalterin, die eine Anfrage unserer Zeitung zu dem Fall unbeantwortet ließ, zur Einsicht zu bewegen. Dann ein zweites und schließlich sogar ein drittes. Weil alle finanziellen Strafen nichts halfen, musste der Hund nun weg.

Der Hund hat ein neues Zuhause gefunden

Er sei nicht formell gefährlich, erklärt Ulrike Bolz. Das habe auch die Polizeihundeführerstaffel so gesehen und erklärt, dass das Tier vielmehr jung und unerzogen sei. Doch weil die Besitzerin sich nicht an die Auflage halte, gehe eben doch eine Gefahr von dem Hund aus, erklärt Bolz. Deshalb habe man gehandelt.

Dass es soweit kommen musste, tut Fritz Eggenweiler sogar ein bisschen leid: „Ich wollte nicht, dass der Hund wegkommt. Ich wollte bloß, dass er einen Maulkorb trägt.“ Die Klage gegen die Stadt will er nun nicht mehr durchziehen: „Die Sache hat sich für mich erledigt.“

Und für den Hund selbst? Wie Ursula Gericke, die Leiterin des Ludwigsburger Tierheims erzählt, habe er gerade einmal eine Nacht im Heimzwinger verbringen müssen und sei dann bereits vermittelt worden. Die neue Halterin kannte das Tier schon und konnte zudem einen Nachweis über eine Begleithundeprüfung vorbringen – kurzum: „Sie weiß, worauf sie sich einlässt.“ Auch vom Remsecker Ordnungsamt gab es grünes Licht. Gericke sagt: „Der Hund war völlig durch den Wind. Jetzt haben wir eine gute Lösung.“