Niemand muss, aber jeder kann seinen Kaffee aus Mehrweg-Pfandbechern trinken und damit einen kleinen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Das Monokel 57 ist einer von fünf Betrieben auf den Fildern, die solche Becher anbieten.

Filder - Der Kaffee fließt dunkelschwarz aus der Profimaschine. Die Milch gießt Terry Zeimpekoglou persönlich in den Becher. Ein Blumenmuster entsteht im Schaum, das Lust auf mehr macht. Wer im Monokel 57 ein Heißgetränk bestellt, muss schon etwas Zeit mitbringen. Denn es wird mit Liebe zubereitet. „Für die Nachhaltigkeit wäre es am besten, den Kaffee hier direkt bei uns zu trinken“, sagt der Mann hinterm Tresen.

 

Er hat vor wenigen Wochen gemeinsam mit seiner Frau Sarah Archut-Zeimpekoglou den Café-Kiosk an der Echterdinger Hauptstraße 57 eröffnet. Das Paar hat die Räume zunächst für ein Jahr angemietet. Der Laden gleicht einem Wohnzimmer – mit Hirsch an der Wand. Durchschnaufen, entspannen, ins Gespräch kommen: den Betreibern geht es um Geselligkeit. „Wie bei einem Grillfest“, sagt er. So soll es sein; nur Würste verkaufen die beiden nicht.

Der Pfandbecher ist immer frisch gespült

Dennoch: Besonders eilige Zeitgenossen können den Monokel-Kaffee auch mitnehmen. Dazu steht neben Gläsern und Tassen ein Stapel frisch gespülter Recup-Becher bereit. Denn: „Man bekommt immer einen frischen Becher, der alte kommt in die Spülmaschine“, erklärt Terry Zeimpekoglou. An der Hygiene darf es beim Pfandsystem für Mehrwegbecher nämlich nicht mangeln.

Das Münchner Unternehmen Recup hatte vor einigen Jahren die Idee dazu. Die Firma will die Invasion der Einwegbecher stoppen, die deutschlandweit aus den Mülleimern quellen und auch öfters in der Natur landen. Und trifft damit offenbar den Nerv der Zeit. Laut Recup hat sich die Zahl ihrer Partnerunternehmer in 2018 vervierfacht.

Wie das Ganze funktioniert? „Das ist eigentlich ganz einfach“, sagt Terry Zeimpekoglou. Der Gast, so nennt er seine Kunden, bekommt sein Getränk in einen Recup-Plastik-Becher gefüllt, bezahlt dafür einmal ein Euro Pfand, trinkt den Kaffee unterwegs und kann den Becher in einem anderen Laden abgeben – der sich ebenfalls an dem System beteiligt. Dort bekommt er das Pfand zurück oder frischen Kaffee in einen frischen Becher gefüllt. Der alte wird gereinigt und steht für den nächsten Gast bereit. Bis zu 400-mal können die Gefäße verwendet werden.

Es gibt noch Luft nach oben

Auf den Fildern machen mittlerweile fünf Betriebe bei dem System mit. Laut der Stadt L.-E. sei auch die Bäckerei Treiber offen für weitere Standorte. Sie gibt Recup-Becher bereits in drei Filialen in Böblingen aus. „Die Umwelt ist wichtig“, sagt auch Mona Fahrbach, Filialmanagerin bei Wanner’s. Deshalb sei ein Pfandsystem für Kaffeebecher auch eine „so tolle Sache“. In sämtlichen Filialen der Bäckerei, also auch in jener in Waldenbuch, gibt es Recup-Becher. Im Landkreis Böblingen habe diese Aktion das Abfallwirtschaftsamt ins Leben gerufen. Mona Fahrbach ist enttäuscht, wie wenige Betriebe erst mitmachen. „Das muss sich noch rumsprechen“, lautet ihr Fazit.

Auch in der S-Bar, einer Cafeteria auf dem Vaihinger Campus, muss sich das System noch einspielen. Die Studierende der Hochschule der Medien können seit gut einem Monat ihren Kaffee ebenfalls aus dem Recup-Becher trinken. „Die Studierenden lassen den Becher teils auf den Tischen stehen oder stellen ihn in die Geschirrrückgabe“, sagt Geschäftsführer Jean-Pierre Monien. Bis zu 800 Einwegbecher fielen zuvor in der S-Bar täglich an. Diese Menge will der Caterer mit Jahresende drastisch reduzieren. Als nächsten Schritt plant Monien die Kaffeeautomaten umzustellen, sodass die Studierenden dort einen Mehrwegbecher oder auch den eigenen Becher auffüllen können.

In Stuttgart wird von Spätsommer an die Zahl der beteiligten Bäckereien und Gastronome anwachsen. Denn auch Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn hat den Einwegbechern den Kampf angesagt. Das Mehrwegpfandsystem ist Teil des Konzepts „Sauberes Stuttgart“.

Jeder kann selbst auf den Becher kommen

Auch in Leinfelden-Echterdingen ist das Pfandsystem für Mehrwegbecher derzeit Thema. Den Anstoß dazu haben die örtlichen Christdemokraten gegeben. Die Stadtverwaltung hat über Recup recherchiert und sich über den Stadtbecher erkundigt, den es in Esslingen gibt. Der Vorteil hierbei: Der Becher wirbt für die Stadt. Anders als Stuttgart oder Esslingen will L.-E. allerdings nicht selbst das Ruder der Nachhaltigkeit in die Hand nehmen. Man hofft, dass Kunden und Gastronome „selbst auf den Mehrwegbecher kommen“, wie Andera Egner, die Leiterin des städtischen Umweltamtes sagt.

Zurück ins Monokel 57: „Frau Egner, die Umweltbeauftragte der Stadt, ist auch schon in unserem Laden gewesen“, erzählt derweil Terry Zeimpekoglou. Auch sie hat einen Recup-Becher gekauft. Seit der Eröffnung des Ladens hat er zwölf der Mehrwegbehälter an die Frau und den Mann gebracht. Aufgedrängt bekommt der Gast diesen aber nicht. Denn: „Das muss ja jeder für sich entscheiden.“ Ob sich das Ganze lohnt? „In jedem Fall fürs Umweltbewusstsein.“