Mit einem großen Festgottesdienst als zentraler Feier des Reformationsjubiläums endet an diesem Sonntag der 36. Deutsche Evangelische Kirchentag in Wittenberg. Davor stand ein Appell zur Einheit der Christen.

Stadtleben/Stadtkultur: Jan Sellner (jse)

Wittenberg - Eindringlicher Appell zur Überwindung der kirchlichen Spaltung und zur Versöhnung: Der in Stuttgart aufgewachsene Prior der ökumenischen Bruderschaft von Taizé, Frère Alois, hat Protestanten und Katholiken dazu aufgerufen, die Einheit der Christen wiederherzustellen. „Das muss sofort geschehen“, sagte er am Samstagabend unter dem Beifall Tausender Gläubiger bei der „Nacht der Lichter“ des Evangelischen Kirchentags auf den Elbwiesen in Wittenberg. Die Einheit habe Priorität. In einem zweiten Schritt sollten die bestehenden theologischen Differenzen ausgeräumt werden.

 

Die evangelische Kirche forderte er auf, die Universalität der Katholischen Kirche als ein „Geschenk“ anzuerkennen und dies zum Abschluss des 500-jährigen Reformationsjubiläums auch so zu formulieren. Papst Franziskus sei hier in Vorleistung gegangen, als er zum Auftakt des Reformationsjahres zwei Errungenschaften der Reformation gewürdigt habe: die Betonung der Liebe Gottes zu den Menschen durch Martin Luther und dessen Verdienste bei der Übersetzung und Verbreitung der Bibel. Diese „einmalige Chance“ gelte es zu nutzen. „Versöhnung steht im Mittelpunkt des Evangeliums.“ Das betreffe auch das Verhältnis der Christen untereinander, sagte der Leiter der Taizé-Gemeinschaft in Anwesenheit des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche Deutschlands, Heinrich Bedford-Strohm. Mit der Einheit könnten die Christen weltweit ein Zeichen der Versöhnung setzen.

Optisch ist die Einheit fast schon vollzogen: die riesenhafte Bühne auf den Wittenberger Elbwiesen, wo zum Abschlussgottesdienst am Sonntag bis zu 100 000 Teilnehmer erwartet wurden, ist eine Leihgabe des Deutschen Katholikentages. Frère Alois, bürgerlich Alois Löser, steht der Taizé-Gemeinschaft seit 2005 als Prior vor. Er ist Nachfolger des ermordeten Taizé-Gründers Roger Schutz. Seine Kindheit verbrachte der 1954 in Nördlingen geborene Frère Alois in Stuttgart.