Der FC Bayern München und Borussia Dortmund würden bei der geplanten neuen Champions League mit Spielen am Wochenende offenbar mitmachen, um konkurrenzfähig zu bleiben – es wäre ein fatales Signal, kommentiert unser Sportredakteur Marco Seliger.

Sport: Marco Seliger (sem)

Stuttgart - Jetzt auch noch das, na klar, es musste ja so kommen. Champions League am Wochenende, die möglichen Pläne von 2024 an werden heiß diskutiert, und nicht mal mehr Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke kämpfen mehr ernsthaft dagegen an. Mehr noch: Sie haben sogar schon angedeutet, dass sie dem internationalen Druck kaum werden Stand halten können. „Ich liebe die Bundesliga. Aber man muss im Dialog mit anderen natürlich kompromissbereit sein. Du kannst dich gegen alles wenden und einsetzen, aber in letzter Konsequenz bist du dann nicht mehr mit dabei. Das kann auch nicht unser Interesse sein“, schwadronierte Borussia Dortmund Geschäftsführer Watzke am Sonntag.

 

Und Rummenigge versprach erst: „Wenn ich gefragt werde, dann werde ich für den deutschen Weg einstehen.“ Viel Hoffnung habe er aber nicht. „Ich glaube schon, dass in Deutschland viel mit Tradition argumentiert wird. Das ist in anderen Ländern anders. Dort wird mehr aus geschäftlicher Sicht auf den Fußball geguckt.“

Die Fans laufen Sturm

Womit wir beim Thema wären. Geld regiert die Welt, auch die des Fußballs. Heißt: Es gibt immer mehr Wettbewerbe, immer mehr Mannschaften – und damit immer mehr Spiele und Vermarktungsmöglichkeiten, weshalb es wiederum aber auch immer weniger Termine gibt. Dass die Königsklasse daher irgendwann am Wochenende stattfindet, ist also schon längst nicht mehr unwahrscheinlich. Und dass die Reichen damit noch reicher werden, auch nicht.

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Die Bundesliga und andere nationale Ligen würden leiden, klar, die Fans würden Sturm laufen, weil der heilige Samstag der Bundesliga angegangen wird. Allein: Es wird wahrscheinlich nicht viel bringen.

Und in den Radiokonferenzen am Samstag heißt es dann womöglich bald nicht mehr: Tor in Stuttgart. Sondern: Tor in Kiew. Oder: Elfmeter in Porto. Und: Rote Karte in Donezk. Eine schaurige Vorstellung.

Seifert gibt den Vorkämpfer

Aus den stärksten europäischen Ligen jedenfalls gibt es noch Widerstand. Christian Seifert, Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL), gibt sich unmissverständlich. Als „rote Linie“ bezeichnete er die Wochenendspiele und kündigte an, gegebenenfalls juristische Schritte zu prüfen. Auch in Spanien ist die Empörung dem Vernehmen nach groß, auch in England formiert sich ein gewisser Widerstand. Allein: Wenn die fette Kohle ruft, wird allen startberechtigten Beteiligten jahrzehntelange Tradition (zum Beispiel Bundesliga am Samstag) wieder mal herzlich egal sein. Aufblähung, Geldmacherei, Vermarktungsmöglichkeiten – das sind die schlimmen Kern-Botschaften. Der Fan wird sich damit abfinden müssen. Oder sich eben irgendwann mal mit Grauen abwenden.