Der Fragenkatalog zum Thema Urlaub für Arbeitnehmer. Alles zum gesetzlichen Urlaubsanspruch, dem Vorgehen bei der Urlaubsplanung, Sonderurlaub, unbezahltem Urlaub und generellem Urlaubsrecht im Überblick.

Stuttgart - Die Urlaubsplanung muss vor Urlaubsantritt mit dem Vorgesetzten abgesprochen und von diesem genehmigt werden. Doch oftmals wissen Arbeitnehmer nicht umfassend über die gesetzliche Lage und ihre Rechte Bescheid. Alle Fragen und Antworten rund ums Thema Urlaubsrecht und Urlaubsplanung im Überblick.

 

Inhalt:

Urlaubsanspruch: Wie viele Urlaubstage stehen Arbeitnehmern zu?

In vielen Fällen herrscht beim Thema Urlaubsplanung Verwirrung. Jeder Arbeitgeber scheint andere Regelungen zu haben, nicht allen Mitarbeitern steht derselbe Urlaub zu und was ist, wenn man im Urlaub krank wird?

Wie viele Urlaubstage sind gesetzlich vorgeschrieben?

Bei einer Fünftagewoche gibt es einen gesetzlichen Mindesturlaubanspruch von 20 Tagen. Bei einer Sechstagewoche stehen dem Arbeitnehmer mindestens 24 Tage zu. Dabei ist es unerheblich wie viele Stunden der Arbeitnehmer pro Tag arbeitet, da die Berechnung anhand der Arbeitstage stattfindet.

Wie viele Urlaubstage sind normal?

Die meisten Arbeitgeber bieten ihren Arbeitsnehmern heute mehr als die vorgeschriebenen 20 Urlaubstage an. Die meisten Arbeitnehmer erhalten zwischen 26 und 30 Urlaubstagen.

Krank im Urlaub: Kann man Urlaub zurückbekommen, wenn man krank ist?

Wird der Arbeitnehmer im Urlaub krank, werden seine Krankheitstage nicht auf den Urlaub angerechnet. Damit man die Urlaubstage aber erstattet bekommt, benötigt man ab dem ersten Tag eine Krankschreibung vom Arzt.

Urlaubsanspruch Minijob & Teilzeit: Wie wird der Urlaubsanspruch bei Teilzeitkräften berechnet?

Das Bundesurlaubsgesetz unterscheidet in erster Linie nicht zwischen Voll- und Teilzeitkräften, sondern bezieht sich grundlegend auf den Arbeitgeber. Dem Gesetz zufolge richtet sich der Mindesturlaubsanspruch nach der Anzahl der Tage, die in einer Woche gearbeitet werden. Arbeitet eine Teilzeitkraft an fünf Tagen in der Woche, leistet jedoch pro Tag weniger Stunden, stehen ihr gesetzlich dieselben 20 Urlaubstage zu, wie einer Vollzeitkraft bei einer Fünftagewoche.

Arbeiten Teilzeitkräfte weniger als fünf Tage in der Woche, muss die Anzahl der Urlaubstage im Verhältnis zu Arbeitstagen berechnet werden. Hierfür kann folgende Formel verwendet werden:

Urlaubstage pro Jahr : Wochenarbeitstage x tatsächliche Arbeitstage in der Woche = Urlaubsanspruch der Teilzeitkraft.

Kann der Arbeitgeber eine Urlaubsplanung verlangen?

Ja, der Arbeitgeber kann seinen Mitarbeitern eine Frist für eine verbindliche Urlaubsplanung setzen, sodass er seine Pflicht wahrnehmen kann, alle Urlaubswünsche der Arbeitnehmer zu berücksichtigen.

Urlaubsanspruch und Elternzeit:

Für werdende Mütter gilt die achtwöchige Mutterschutzpflicht. An diese schließt meist die Elternzeit nahtlos an. Laut § 17 Abs. 2 BEEG wird sämtlicher gesetzlicher Urlaub, der vor der Elternzeit nicht genommen werden, konnte auf die Zeit nach der Elternzeit übertragen. Schließt sich an die Elternzeit unmittelbar eine weitere Elternzeit für ein zweites Kind an, so wird der Urlaubsanspruch auf das Ende der zweiten Elternzeit übertragen.

Obwohl die Beschäftigung während der Elternzeit ruht, behält man den vollen Urlaubsanspruch. Jedoch ist der Arbeitgeber befähigt den Urlaubsanspruch monatlich, um ein Zwölftel zu kürzen. Bei der Absicht einer Kürzung der Urlaubstage, muss der Arbeitgeber dies jedoch offiziell erklären. Diese Erklärung und die damit einhergehende Kürzung des Urlaubsanspruchs aufgrund von Elternzeit kann vor, während oder auch nach der Elternzeit passieren.

Urlaubsanspruch in der Probezeit

Bei zahlreichen Arbeitnehmern herrscht bis heute der Irrglaube, ein Urlaub während der Probezeit sei ausgeschlossen. Es gilt, dass erst nach sechs Monaten Betriebszugehörigkeit Anspruch auf den vollen Jahresurlaub besteht. Diese Betriebszugehörigkeit erarbeitet sich der Mitarbeiter bereits jeden Monat.

Nach sechs Monaten hat er so beispielsweise Anspruch auf zwanzig Tage. Nach drei Monaten hat er sich dadurch bereits fünf Urlaubstage erarbeitet. Die Pflicht des Arbeitgebers die Urlaubswünsche der Mitarbeiter zu berücksichtigen, gilt auch schon für die Probezeit. Für die Verweigerung des Urlaubs bedarf es einem triftigen Grund, die bloße Tatsache, dass sich der betroffene Mitarbeiter in der Probezeit befindet, reicht hierfür nicht aus.

Was ist Sonderurlaub und welche Umstände zählen als Grund?

Laut § 616 des Bügrerlichen Gesetzbuches haben Arbeitgeber unter Umständen Anspruch auf zusätzlichen Urlaub, wenn besondere Ereignisse eintreten. Welche konkreten Gründe jedoch als Grund für einen Sonderurlaub gewertet werden, ist nicht vom Gesetz festgelegt. Finden sich auch im Arbeitsvertrag oder Tarifvertrag keine entsprechenden Angaben, müssen solche Kriterien für einen Sonderurlaub mit dem Arbeitgeber ausgehandelt werden.

Meist wird Sonderurlaub bei dem Todesfall eines nahestehenden Familienmitglieds gewährt, hierzu zählen Elternteile, Geschwister oder Kinder. In einigen Fällen sind auch die eigene Hochzeit oder die Geburt eines Kindes Gründe für einen Sonderurlaub. Jedoch liegt die Entscheidung allein beim Arbeitgeber, sofern vertraglich nicht anders festgelegt.

Unbezahlter Urlaub: keine gesetzliche Regelung

Für viele Arbeitnehmer ist der Begriff "unbezahlter Urlaub" ein unbekanntes Mysterium. Was genau ist unbezahlter Urlaub, wer bekommt ihn und wie lange kann man ihn nehmen?

Was ist unbezahlter Urlaub?

Befindet sich ein Arbeitnehmer in unbezahltem Urlaub, besteht zwar das Arbeitsverhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, jedoch wird aufgrund der nichterbrachten Leistungen das monatliche Einkommen ausgesetzt. Die Vorschriften zu Kündigungen, Urlaub und der Kündigungsschutz bleiben jedoch bestehen. Zusätzliche freiwillige Zahlungen des Arbeitgebers können gekürzt werden. Der Schutz der gesetzlichen Kranken- und Sozialversicherung bleibt noch vier Wochen nach Antritt des unbezahlten Urlaubs bestehen. Die Dauer eines unbezahlten Urlaubs ist, wie der Anspruch auf diesen, nicht gesetzlich geregelt. Im Falle der Pflege eines kranken Familienmitglieds könnte unbezahlter Urlaub mit einer Dauer von bis zu sechs Monaten möglich sein.

Wer hat Anspruch auf unbezahlten Urlaub?

Laut Arbeitsrecht besteht generell kein Anspruch auf die Gewährung von unbezahltem Urlaub. Jedoch gibt es dringende Ausnahmen, die einen Anspruch auf unbezahlten Urlaub rechtfertigen können. Hierzu zählt die Versorgung kranker Kinder oder Erkrankung von Familienangehörigen, sowie zuvor festgelegte Sonderregelungen.

Sabbatjahr: geplante Auszeit

Das Sabbatjahr ihr ein Arbeitszeitmodell, das die meisten Menschen wahrscheinlich mit Beamten und Beschäftigten im öffentlichen Dienst verbinden. Was genau ein Sabbatjahr ist und welches das häufigste Modell ist, wird im Folgenden erklärt.

Was ist ein Sabbatjahr und wie lange dauert es?

Bei einem Sabbatical handelt es sich um ein Arbeitszeitmodell, dass es dem Arbeitnehmer ermöglichen soll, sich zu erholen oder weiterzubilden. Hierbei muss es sich nicht zwangsläufig um ein Jahr handeln. Ein Sabbatical kann auch sechs Monate oder weit über Jahr dauern. Es gibt mittlerweile verschiedene Modelle eines Sabbaticals. Im gängigen Modell wird das Gehalt bei einer Vollzeitbeschäftigung auf ein Teilzeitgehalt gekürzt. Im Anschluss erfolgt eine Freistellungsphase während der das gekürzte Gehalt weiterhin ausgezahlt wird.

Haben Arbeitnehmer Anspruch auf Urlaubsgeld?

Nein, bei Urlaubsgeld handelt es sich um eine zusätzliche Zahlung des Arbeitgebers an den Arbeitnehmer, die freiwillig erfolgen kann. Gezahlt werden muss es nur dann, wenn dies vertraglich festgelegt ist. Urlaubsgeld ist nicht zu verwechseln mit Urlaubsentgelt, was die Lohnfortzahlung während des gesetzlich geregelten Urlaubs bedeutet.

Wie werden Urlaubstage bezahlt?

Die Lohnfortzahlung während des gesetzlichen Urlaubs nennt sich Urlaubsentgelt. § 11 Bundesurlaubsgesetz besagt, dass sich das Urlaubsentgelt nach dem durchschnittlichen Arbeitsverdients der 13 Wochen vor Urlaubsantritt bemisst. Folglich erhält der Arbeitnehmer während seines Urlaubs das selbe Gehalt, das er erhält, wenn er arbeitet.

Urlaub beantragen

Plant man einen Urlaub, gilt es in erster Linie diesen mit direkten Kollegen und dem Vorgesetzen abzusprechen. Hierfür wird ein offizieller Arbeitsantrag eingereicht.

Wer genehmigt den Urlaubsantrag?

Der Urlaubsantrag wird durch den Arbeitgeber genehmigt.

In welcher Zeit muss ein Urlaubsantrag genehmigt werden?

Laut § 147 Abs. 1 BGB muss ein mündlicher oder telefonischer Urlaubsantrag sofort angenommen werden. Fragt ein Mitarbeiter seinen Arbeitgeber mündlich nach Urlaub, so muss dieser sich sofort entscheiden. Der Arbeitgeber hat dann die Möglichkeit zu sagen, dass er sich innerhalb einer Woche entscheiden wird. Das Angebot vom Arbeitnehmer bleibt bis zu diesem Zeitpunkt bestehen. Bei einem schriftlichen Urlaubsantrag sollte eine Antwort innerhalb von zehn Tagen erfolgen. Erhält der Arbeitnehmer keine Antwort auf seinen Urlaubsantrag kann er davon ausgehen, dass der Antrag abgelehnt wird.

Wann kann ein Urlaub abgelehnt werden?

Um einen Urlaubsantrag abzulehnen, müssen dringende betriebliche Gründe vorliegen, die den gewünschten Urlaub des Arbeitnehmers verhindern. Deshalb sollten Arbeitnehmer die Genehmigung des Urlaubsantrag abwarten, bevor sie ihre Reise planen.

Was geschieht, wenn man ohne Genehmigung Urlaubstage nimmt?

Wer ohne die Genehmigung des Arbeitgebers Urlaub antritt, muss mit einer Abmahnung oder Kündigung rechnen.

Zeitpunkt und Dauer des Urlaubs

In den ersten Monaten des Jahres steht bei vielen Arbeitnehmern die Urlaubsplanung an. Doch wer entscheidet über den Zeitpunkt und die Dauer des Urlaubs und wie sieht die gesetzliche Lage dazu aus?

Wem steht Urlaub in den Ferien zu?

Arbeitnehmer mit schulpflichtigen Kindern genießen laut § 7 BurlG Vorrang bei der Urlaubsplanung, da sie an die Ferien gebunden sind.

Wie viele Wochen Urlaub am Stück sind möglich?

Viele Arbeitnehmer träumen von drei Wochen Urlaub am Stück, dies muss ein Arbeitgeber per Gesetz aber nicht bewilligen. Festgeschrieben jedoch ist, dass der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen zusammenhängenden Urlaub von zwei Wochen gewähren muss.

Betriebsurlaub

In einigen Unternehmen und Einrichtungen steht es dem Arbeitgeber frei, feste Urlaubstage zu vergeben, die mit einer Schließung des Betriebs oder der Einrichtung verbunden sind.

Wie viele Tage Urlaub darf der Arbeitgeber verplanen?

Betriebsurlaub ist arbeitsrechtlich geregelt und darf vom Arbeitgeber angeordnet werden. Wie viele Tage der Arbeitgeber genau verplanen darf, ist nicht festgelegt. Jedoch darf nur ein gewisser Anteil der verfügbaren Urlaubstage durch den Arbeitgeber geplant werden.

Weihnachten und Silvester: Ganzer oder halber Urlaubstag?

Viele Menschen leben mit dem Irrglauben, bei Weihnachten oder Silvester handele es sich per se um einen halben Arbeitstag. Doch dem ist nicht so. Denn das Bundesurlaubsgesetz sieht keine halben Arbeitstage vor. So muss regulär ein ganzer Urlaubstag eingereicht werden. In vielen Unternehmen jedoch werden diese beiden Tage nur als halbe Arbeitstage gezählt. Wer an diesen Tagen gar nicht arbeiten möchte, muss also nur einen halben Tag Urlaub einreichen.

Einige Arbeitgeber geben ihren Mitarbeitern an Weihnachten und Silvester frei. Passiert dies drei Jahre in Folge, so erwächst daraus ein Urlaubsanspruch, da der Arbeitnehmer davon ausgehen kann, dass dem immer so ist. Die Wiederholung einer bestimmten Verhaltensweise nennt sich „betriebliche Übung“ und hat nach drei Jahren die selbe Wirkung wie eine im Arbeitsvertrag festgeschriebene Regelung.

Resturlaub

Manchmal vergeht die Zeit schneller, als es lieb ist und plötzlich bemerkt man, dass noch Urlaubstage übrig sind. Als Resturlaub werden jene Urlaubstage bezeichnet, die am Ende des Entstehungsjahres noch nicht genommen wurden.

Bis wann kann man Resturlaubstage nehmen?

Üblicherweise kann der Resturlaub laut § 7 Abs. 3 BUrlG in Ausnahmefällen auch bis Ende März des Folgejahres genommen werden. Anschließend verfallen übrige Resturlaubstage. Grundsätzlich gelten aber vertragliche und tarifvertragliche Bestimmungen.

Urlaubsanspruch bei Kündigung: Kann der Chef den Resturlaub nach der Kündigung verweigern?

Wird das Arbeitsverhältnis beendet, kann Resturlaub anfallen. Das Gesetz besagt, dass auch bei ordentlicher Kündigung der Resturlaub vom Arbeitgeber gewährt werden muss. Hierfür gibt es nur wenige Ausnahmen. Ist beispielsweise die Einarbeitung eines neuen Kollegen notwendig, darf der Arbeitgeber darauf bestehen, dass der Resturlaub nicht genommen wird. Kommt es zu einer fristlosen Kündigung, ist es nicht mehr möglich den Resturlaub zu nehmen. In diesem Fall besteht die Möglichkeit, sich den Resturlaub auszahlen zu lassen.

Muss man an Brückentagen Urlaub nehmen?

Möchte man an einem Brückentag frei haben, so muss man ganz normal einen Urlaubstag beantragen. Brückentage sind auch bei Arbeitgebern beliebte Tage für Betriebsferien. Doch diese dürfen nur aus bestimmten Gründen verhängt werden. Näheres dazu unter dem Punkt Betriebsurlaub.