Regenrückhaltebecken auf den Fildern Mehr Schutz vor starkem Hochwasser

Baustart für das Hochwasserrückhaltebecken am Sindelbach in Stuttgart-Möhringen. Auf der Wiesenfläche am Lautlinger Weg wird künftig das Wasser gestaut. Foto: Schöll

In Stuttgart-Möhringen entsteht ein weiteres Rückhaltebecken für den Hochwasserschutz. Damit will man sich gegen Starkregenereignisse wappnen.

Mit großer Verzögerung errichtet der Zweckverband Hochwasserschutz Körsch in Stuttgart-Möhringen das erste von drei Rückhaltebecken auf Stuttgarter Gemarkung. Rund drei Millionen Euro soll das Schutzbauwerk am Sindelbach kosten und bei Bedarf bis zu 25 700 Kubikmeter Wasser speichern können.

 

Insgesamt acht Rückhaltebecken vorgesehen

Das Hochwasserrückhaltebecken am Lautlinger Weg in Möhringen ist das sechste von insgesamt acht Rückhaltebecken, die der Zweckverband entlang der Körsch realisiert. Fünf sind bereits fertig gebaut, davon jedoch keines in den Stuttgarter Filderbezirken, obgleich die Projekte zum Teil bereits vor zehn Jahren auf den Weg gebracht worden sind. Mitglieder im Zweckverband Hochwasserschutz Körsch sind die Kommunen Denkendorf, Filderstadt, Leinfelden-Echterdingen, Ostfildern im Kreis Esslingen sowie die Landeshauptstadt Stuttgart. Wie der Chefplaner Erhard Winkler vom Stuttgarter Ingenieurbüro Winkler vor Kurzem anlässlich des Spatenstichs in Möhringen erklärte, wird für das Rückhaltebecken am Sindelbach ein 3,50 Meter hoher und rund 60 Meter langer Damm errichtet. Der Damm führt in etwa entlang des Bahntrasse der dort verkehrenden Stadtbahn. Zudem entstehen in dem Gebiet ein Einlaufbauwerk sowie seitliche Hochwasserschutzwände von 40 und 50 Meter Länge. Das Wasser selbst wird auf einer Wiesenfläche gestaut.

Verschärfte Umweltrichtlinien zu beachten

Umfangreiche Planungen waren unter anderem notwendig, weil unter der Fläche des künftigen Rückhaltebeckens direkt neben dem Umspannwerk Möhringen Starkstromleitungen verlaufen. Zudem musste nach Aussage von Helmut Schönleber, dem Geschäftsführer des Zweckverbands Hochwasserschutz Körsch, wegen verschärfter Umweltrichtlinien in den Planungen „die ökologische Durchgängigkeit des Sindelbachs“ erhöht werden. Ursprünglich hätte das Hochwasserrückhaltebecken in Möhringen ebenso wie die körschabwärts geplanten Becken vor der Möhringer Kläranlage und an der Filderhauptstraße in Plieningen bereits im Jahr 2019 fertiggestellt werden sollen.

Ralf Barth, Vorsitzender des Zweckverbands Hochwasserschutz Körsch und Bürgermeister von Denkendorf beim Baustart für das Hochwasserrückhaltebecken am Sindelbach in Stuttgart-Möhringen Foto: Torsten Schöll

Wie Schönleber erklärte, laufe beim Rückhaltebecken am Möhringer Klärwerk derzeit die Planfeststellung. „Mit einem Baubeginn rechnen wir dort im Jahr 2026.“ Für das Rückhaltebecken in Plieningen gebe es noch keinen zeitlichen Fahrplan. Dort bestünden noch hohe naturschutzrechtliche Hürden.

Boris Diehm, der Abteilungsleiter Klärwerke und Kanalbetrieb beim Stuttgarter Eigenbetrieb Stadtentwässerung (SES), betonte die Notwendigkeit von Hochwasserschutzmaßnahmen in Zeiten des Klimawandels. „Die jüngsten Starkregenniederschläge im Remstal haben gezeigt, was Regen mit einer hohen Intensität anrichten kann.“ In Rudersberg hatte das Hochwasser vom 3. Juni Schäden in Höhe von 120 Millionen Euro verursacht. Die in Möhringen geplanten Hochwasserrückhaltebecken schützten künftig auch die Klärwerke Möhringen und Plieningen, deren Reinigungsstufen mit einem dreistelligen Millionenbetrag ausgebaut werden.

Schutz vor Jahrhunderthochwasser

Ziel des Zweckverbands Hochwasserschutz Körsch, so der Verbandsvorsitzende und Denkendorfer Bürgermeister Ralf Barth, sei, die Kommunen entlang der Körsch vor einem hundertjährigen Hochwasser zuzüglich eines Klimazuschlags von 15 Prozent zu schützen. Das Projekt am Sindelbach bringe nun Sicherheit für die Wohnanlagen, die Infrastruktur und die wertvollen landwirtschaftlichen Flächen, so der Verbandsvorsitzende Barth.

Von den Baukosten für das Hochwasserrückhaltebecken in Möhringen in Höhe von drei Millionen Euro übernimmt das Land rund zwei Millionen Euro. „Die verbleibenden Kosten von rund einer Million Euro werden von den fünf Mitgliedskommunen des Zweckverbands mittels Umlagen getragen“, sagt Barth. Mit einer Fertigstellung des Bauwerks wird Ende 2025 gerechnet.

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