Grün-Schwarz? Oh je, als Juniorpartner Kretschmanns gehen wir unter, befürchten die Schwarzen. Doch auch die Grünen müssen schauen, dass sie im Bündnis mit der CDU noch als solche erkennbar bleiben, kommentiert StZ-Redakteur Reiner Ruf.

Stuttgart - Unter Schmerzen macht sich die Landes-CDU auf den Weg in eine Koalition mit den Grünen um Winfried Kretschmann. Was bleibt den Christdemokraten auch anderes übrig? Auf Neuwahlen spekulieren? Das kommt nur dann in Frage, wenn sich die CDU weiter dezimieren will. Tolerierungsexperimente scheiden für einen Wirtschaftsstandort wie Baden-Württemberg ebenso aus. Statt dessen winkt eine fette Beute an Regierungsämtern. Das stärkt die grün-schwarze Verständigungsbereitschaft.

 

Risiken gehen beide Seiten ein. Die Größeren liegen bei der CDU, die als Juniorpartner im Schatten des populären Ministerpräsidenten steht. Kretschmann zu entzaubern, ist der CDU schon in der Opposition nicht gelungen. Ausgerechnet in einer Koalition ständig Krawall gegen den eigenen Chef anzuzetteln, wäre keine aussichtsreiche Strategie. Nein, die Partei wird einen personellen Neuanfang organisieren müssen, um in fünf Jahren wieder mehr Wähler überzeugen zu können. Aber auch die Grünen stehen vor einer Bewährungsprobe. An sie wird sich die Frage richten, wie viel Grün nach Bündnisverhandlungen mit der CDU noch übrig ist – oder ob sich da womöglich zwei schwarze Parteien in die Arme fallen. Und am Horizont taucht die Frage auf: Wer kommt nach Kretschmann?