Der griechische Premier Alexis Tsipras denkt an seine eigene politische Zukunft und nicht an sein Land, meint Gerd Höhler. Baldige Neuwahlen wären das Sinnvollste.

Athen - Gerade erst schien Griechenland etwas stabilisiert, da bricht in Athen eine Regierungskrise auf. Die Koalition aus Links- und Rechtspopulisten ist am Ende. Damit ist das Zweckbündnis zwischen dem ultrarechten Panos Kammenos und Premier Alexis Tsipras zerbrochen. Der Streit über den Namen des Nachbarlands Mazedonien ist nur der Anlass für die Scheidung. Der eigentliche Grund ist, dass beide Partner inzwischen andere Interessen verfolgen. Kammenos muss fürchten, bei der nächsten Wahl an der Dreiprozenthürde zu scheitern. Er will sein rechtsnationalistisches Profil schärfen und damit seine Partei wiederaufrichten.

 

Tsipras will so lange wie möglich im Amt bleiben

Tsipras wiederum weiß, dass er die nächsten Wahlen wohl verlieren wird. Wenn er als Oppositionsführer sein politisches Comeback vorbereiten will, muss er sein Linksbündnis Syriza zur Mitte öffnen. Tsipras sucht deshalb neue Verbündete bei den Splitterparteien der linken Mitte. Die baldige Abstimmung über das Mazedonien-Abkommen wird zur ersten Generalprobe dieser neuen Allianzen. Tsipras wird versuchen, so lange wie möglich im Amt zu bleiben. Doch unter einer Minderheitsregierung droht die politische Lähmung. Tsipras täte gut daran, nicht nur an sich, sondern auch an sein Land zu denken – und jetzt so schnell wie möglich Neuwahlen herbeizuführen.