Bei einer Besichtigung der B-10-Baustelle bei Gingen macht auch der Stuttgarter Regierungspräsident Wolfgang kein Hehl daraus, „dass es mit der Ausbau weitergehen muss“.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Gingen - Wenn der Regierungspräsident zu Dienstbesprechungen im Stauferkreis weilt, dann stehen Baustellenbesichtigungen grundsätzlich auf der Agenda. Für Wolfgang Reimer, den neuen Chef der Stuttgarter Behörde, war das nicht anders und so gehörte eine Stippvisite in Gingen, wo zurzeit der nächste Abschnitt der neuen B 10 vorangetrieben wird, selbstverständlich zum Programm.

 

Was Reimer dort zu sehen und hören bekam, konnte ihm gefallen. Die Arbeiten liegen, nach dem jetzigen Stand der Dinge, sowohl im Zeit- wie auch im Kostenplan. In Begleitung von Andreas Hollatz, seinem Abteilungsleiter für Straßenwesen und Verkehr, sowie des Göppinger Landrats Edgar Wolff, ließ Reimer sich die bereits vorgenommenen Hangsicherungsmaßnahmen, den vorgesehenen Lärmschutz und die fast fertigen Brückenbauwerke zeigen. „Ich kann nur ein dickes Lob aussprechen, wie zügig es hier vorangeht“, sagte Reimer.

Hollatz wiederum gab bekannt, dass die letzten Ausschreibungen für den 16 Millionen teuren Streckenabschnitt im September erfolgen würden. „Im März nächsten Jahres soll dann mit den reinen Straßenbauarbeiten begonnen werden, so dass Ende 2017 die ersten Autos rollen können“, fügte er hinzu. Der Landrat vernahm diese Ankündigung mit großer Freude. „Schließlich wollen wir jedes Jahr eine Verkehrsfreigabe an dieser wichtigen Achse feiern“, betonte er und spielte auf die für Ende dieses Jahres vorgesehene Fertigstellung der B 466-Ortsumfahrung von Süßen an.

Landrat Edgar Wolff spricht von einem „Minimalziel“

Wolff weiß natürlich sehr wohl, dass es in diesem Takt nicht weitergehen wird. Denn der nächste Streckenteil bis Geislingen-Mitte kostet mit rund 74 Millionen Euro deutlich mehr und muss erst noch geplant werden. Hollatz machte deutlich, dass dies bereits parallel zu den jetzt laufenden Bautätigkeiten geschehe und zeigte sich zudem erleichtert, „dass es nach dem überarbeiteten Bundesverkehrswegeplan nun wenigstens auch ein Planungsrecht für den Abschnitt bis Geislingen-Ost gibt“.

Der Göppinger Landrat sieht das genauso, „weil alles andere sogar ein Rückschritt zum Status Quo gewesen wäre“. Die Planung aus einem Guss sei ein Minimalziel des Kreises gewesen, erklärte Wolff. „So haben wir wenigstens die Aussicht, dass es weitergeht und können darauf hoffen, dass das Planfeststellungsverfahren Anfang 2017 eingeleitet werden kann“, fügte er hinzu. Aus Sicht von Andreas Hollatz ist das „ein realistisches Ziel.“ Wolfgang Reimer ist froh darüber, „dass zumindest das Landesverkehrsministerium mitzieht und die Dringlichkeit erkannt hat“. Und da das Finanzierungsprogramm des Bundes auf mehrere Jahre ausgelegt sei, müsste auch das Geld da sein, ergänzte er.

Klar ist allen Beteiligten aber auch: bis die neue B 10 wirklich einmal bis hinter Geislingen führt, wird noch eine ganze Menge Wasser die Fils hinunter fließen.

Der gleiche Planungsstand wie im Jahr 2003

Die Politiker aller Couleur aus dem Kreis Göppingen sind sich einig: Der Weiterbau der neuen B 10 muss in einem Rutsch um Geislingen herum erfolgen, damit die Fünftälerstadt ein nicht noch größerer Flaschenhals wird, als sie es jetzt schon ist. Bis jetzt findet sich jedoch nur der Abschnitt bis Geislingen-Mitte im „vordringlichen Bedarf" des Bundesverkehrswegeplans (BVWP) wieder.

Als im März der neue BVWP-Entwurf vom Bundesverkehrsministerium vorgestellt wurde, enthielt er gar einen Rückschritt. Der mindestens 155 Millionen Euro teure Streckenteil von Geislingen-Mitte bis Geislingen-Ost wurde lediglich in die Kategorie „weiterer Bedarf“ eingestuft, womit es noch nicht mal ein Planungsrecht für den Abschnitt gegeben hätte. Ein Aufschrei der versammelten Kreispolitik hat nun wenigstens zu einer Korrektur durch das Ministerium und zur Einstufung in die Rubrik „weiterer Bedarf mit Planungsrecht“ geführt.

Eine wirkliche Verbesserung ist dieser Status indes nicht. Denn genau genommen befindet sich der BVWP damit wieder ziemlich genau auf dem Stand, auf dem er bereits im Jahr 2003 war.