Eigentlich sollten vor dem Bezirksrathaus in Stuttgart-Plieningen bald Fahrräder verliehen werden. Doch weil die Lokalpolitiker nicht in die Pläne einbezogen wurden, wehren sie sich. Das liegt auch an drei Parkplätzen, die wegfallen.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Plieningen - Nein, gegen einen Fahrradverleih generell haben die Lokalpolitiker aus Birkach und Plieningen nichts. „Wir finden es wunderbar, dass eine Radstation entsteht“, betonte Birgit Popp-Kreckel, Bezirksbeirätin von Bündnis 90/Die Grünen, in der vergangenen Sitzung. Die Lokalpolitiker haben ein anderes Problem: Sie wurden nicht gefragt, ob es ihnen passt, dass unmittelbar vor dem Bezirksrathaus an der Ecke Filderhauptstraße/Wollgrasweg die Radstation von dem Anbieter Regio-Rad Stuttgart entsteht. Und sowohl diese fehlende Absprache als auch der Ort passen ihnen ganz und gar nicht.

 

Denn damit die Radstation vor dem Rathaus gebaut werden kann, fallen drei Parkplätze ersatzlos weg. Außerdem wird der Behindertenparkplatz rund zehn Meter in Richtung der U-3-Stadtbahnhaltestelle „Plieningen“ verlegt.

Studenten sollen keinen Umweg machen müssen

„Dass man den Bezirksbeirat bei solchen Planungen außen vor lässt, ist eine äußerst seltsame Vorgehensweise“, sagte Ulrich Berger (SPD) in der jüngsten Sitzung. Noch mehr ärgert ihn, dass ein Mitarbeiter der Stadt Stuttgart ihm gegenüber wohl argumentiert habe, dass es in Stuttgart mehr Radfahrer als Menschen mit Behinderung gebe und deshalb der Behindertenparkplatz durchaus zugunsten der Radstation verlegt werden könne: „Da hört’s bei mir auf.“

Etwas Klarheit in die Lage konnten die Mitarbeiterinnen der Bezirksverwaltung bringen: „Bereits im Jahr 2016 gab es eine kurze Begehung, bei der geschaut wurde, ob der Standort vor dem Rathaus generell für eine Radstation funktioniert“, sagte Stephanie Reinhold, stellvertretende Bezirksvorsteherin. „Es war wichtig, dass man mit der Radstation nicht etwa vorhandene Fahrradständer ersetzt, dass nicht auf dem Gelände der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) gebaut wird und dass die Radstation auf direktem Weg zwischen der Stadtbahnhaltestelle und der Universität Hohenheim liegt, sodass die Studenten keinen Umweg in Kauf nehmen müssen. Denn diese werden die Räder wohl am häufigsten nutzen.“

Im April 2018 ging dann die Anordnung an die Bezirksverwaltung, dass unmittelbar vor dem Rathaus die Radstation gebaut werde. „Da wurden wir nicht gefragt. Und es ist mir schlicht durch die Lappen gegangen, darüber den Bezirksbeirat zu informieren, das tut mir sehr leid“, sagt die Bezirksvorsteherin Andrea Lindel. Sie selbst hält die Verlegung des Behindertenparkplatzes für gar nicht so dramatisch. Die Parkenden hätten dann schließlich einen kürzeren Weg zur Garben-Apotheke, zur Hausarztpraxis Strobel und zum Edeka am Wollgrasweg; „Und da müssen die meisten öfter hin als ins Bezirksrathaus.“

Lokalpolitiker verlangen sofortigen Baustopp

Bleiben also noch die drei ersatzlos wegfallenden Parkplätze und generell die fehlende Absprache mit den Lokalpolitikern zu der Station von Regio-Rad Stuttgart. Letzteres ist für die meisten wohl das drängendere Problem: „Der Kern des Themas ist der Umgang der Verwaltung mit diesem Gremium“, brachte es Michael Wörner (CDU) auf den Punkt.

Um ihr gemeinsames Missfallen darüber zu demonstrieren, haben die Lokalpolitiker einen gemeinsamen Antrag an die Stadtverwaltung formuliert, in der sie einen sofortigen Baustopp der Radstation fordern. Außerdem erwarten sie, dass ein Vertreter der Stadt in der kommenden Sitzung des Bezirksbeirats am Montag, 22. Oktober, mit ihnen noch einmal den Standort der Radstation diskutiert.