Bei einem plötzlichen Herztod zählt jede Sekunde: Schnelle Hilfe steigert die Überlebenschancen der Betroffenen. Seit Ende Oktober lotst eine App Ersthelfer auch an Einsatzorte in der Stadt.
Wen in Stuttgart ein plötzlicher Herztod ereilt, soll schneller Hilfe bekommen. Mit diesem Ziel ist im vergangenen Oktober das Projekt „Region der Lebensretter“ auch in Stuttgart gestartet. Die Initiative hatte der gleichnamige Verein aus Freiburg im Jahr 2017 ins Leben gerufen.
Seit Oktober lotst die App „Region der Lebensretter 3.0“ qualifizierte Ersthelfer an Notfallorte. Das Warnsystem ist bei der integrierten Leitstelle in Bad-Cannstatt angeschlossen. Bedeutet: Wenn ein Notruf wegen Herzstillstand in der Leitstelle eingeht, werden neben Notarzt und Rettungswagen automatisch auch registrierte Ersthelfer per App alarmiert, die sich zufällig in der näheren Umgebung des Notfallorts aufhalten. So soll die Zeit bis zum Eintreffen der Rettungskräfte verkürzt und die Überlebenschance der Betroffenen durch frühere Wiederbelebung erhöht werden.
In Stuttgart sind 560 Ersthelfer in der App registriert
Die App habe in Stuttgart zwischen Ende Oktober und Ende März 339 Mal Alarm geschlagen, berichtet Daniel Anand, Pressesprecher der Feuerwehr Stuttgart. Offenbar war der Start aber etwas holprig: „Bei 88 Einsätzen meldeten sich keine Ersthelfer. Dies war aber vor allem zu Beginn des Projektes der Fall, als noch nicht so viele Ersthelfer registriert waren.“
Das hat sich Anand zufolge geändert: Inzwischen verzeichnet die Feuerwehr Stuttgart 560 in der App registrierte Ersthelfer (Stand 31. März), von denen jeden Tag rund 420 einsatzbereit sind. „Hinzu kommen Ersthelfer aus den Nachbarlandkreisen, die sich in Stuttgart aufhalten. Pro Woche registrieren sich derzeit zwischen fünf und zehn Ersthelfer neu“, ergänzt er.
In knapp der Hälfte der Fälle sind App-Ersthelfer vor den Rettungskräften vor Ort
Wie wirksam das Ersthelfersystem ist, welchen Einfluss es auf die Überlebensrate nach einem plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand hat, wird derzeit in der sogenannten „Heroes“-Studie wissenschaftlich untersucht. Stuttgart ist eine von elf Stadt- bzw. Landkreisen, die an dieser Studie teilnehmen.
Wie schnell sind die App-Ersthelfer in den ersten fünf Monaten in Stuttgart an den Einsatzorten gewesen? „In fast der Hälfte der Einsätze waren die Ersthelfer vor den Rettungskräften vor Ort und konnten mit Reanimationsmaßnahmen beginnen, soweit dies erforderlich war“, so Anand.
89-mal sind Defibrillatoren zum Einsatz gekommen
In der Regel alarmiert die App Ersthelfer, sodass vier Leute vor Ort helfen können: Zwei Helfer beleben wieder, sofern es erforderlich ist; ein Helfer wird zum nächsten Defibrillator (AED) gelotst, und ein weiterer Helfer weist den Rettungsdienst ein, sobald er eintrifft. Wie Anand berichtet, waren zwischen Ende Oktober und Ende März 89 Fälle, in denen auf ein AED zurückgegriffen wurde.
„Aus unserer Sicht schließt die Ersthelfer-App eine deutliche Lücke in der Rettungskette“, sagt Daniel Anand. In wie vielen Fällen der Einsatz der Ersthelfer tatsächlich ursächlich für ein Überleben der Patienten war, lasse sich aber nicht in Zahlen darstellen. „Allerdings haben sich schon in mehreren Fällen Angehörige an uns gewandt, um sich bei den Ersthelfern für ihr schnelles Eingreifen zu bedanken.“, ergänzt Anand.