Weil S-Bahnen ausgefallen und verspätet gefahren sind, muss die Deutsche Bahn eine Strafe an den Verband Region Stuttgart bezahlen. Die Summe von 1,36 Millionen Euro finden die Regionalräte aber lächerlich gering.

Stuttgart - Das Missverhältnis ist offensichtlich: Für die 10,6 Millionen Kilometer, die die S-Bahn im vergangenen Jahr im Auftrag der Region auf sechs Linien gefahren ist, erhält die Deutsche Bahn vom Verband Region Stuttgart zusätzlich zu den Fahrgeldeinnahmen 81,8 Millionen Euro. Die Strafzahlung für Verspätungen und Zugausfälle, Pönale genannt, beträgt aber nur 1,36 Millionen Euro – und das obwohl die Bahn die mit der Region vereinbarten Pünktlichkeitswerte wie in den Vorjahren auch 2016 verfehlt hat.

 

Unmut bei den Regionalräten

Nur mit „der Faust in der Tasche“, wie sie sagten, stimmten Regionalräte im Verkehrsausschuss der Summe zu, die in die Rücklagen fließt. „Das ist ein Nasenwasser für die Bahn“, machte der Freie-Wähler-Regionalrat Bernhard Maier seinem Unmut Luft, „und entspricht nicht dem Ausmaß der Missleistung, die dahinter steht.“ Er kritisierte den bis 2028 laufenden Vertrag, der ermögliche, dass „die Einnahmen der Bahn aus Tarifsteigerungen und Fahrgastzuwächsen steigen und die Leistung immer schlechter wird“.

Auch Helmut Noe (CDU), Harald Raß (SPD), Michael Leiter (Grüne), Wolfgang Hoepfner (Linke) und Gudrun Wilhelm (FDP) bemängelten die geringe Höhe der Strafzahlung. In ihr sind 232 541 Euro aus der Bonus-Malus-Regelung für die Qualität und 1,129 Millionen Euro für ausgefallene Züge enthalten. Wilhelm brachte eine „monetäre Entschädigung“ der Vielfahrer ins Gespräch, was Rainer Ganske (CDU) zurückwies. „Bei jährlich über zehn Millionen Fahrgästen kommen wir da nicht mal auf Cent-Beträge“, sagte er und verwies darauf, dass die Pönale für Verbesserungen in der S-Bahn genutzt würden – wie aktuell für WLAN. Das komme allen Fahrgästen zugute, was wiederum Raß problematisierte: Es sei ja keine Strafzahlung, wenn „das Geld, das die Bahn der Region zahlt, wieder an sie zurückfließt“.

Bahn „verdient“ nicht an ausgefallen Zügen

Der regionale Verkehrsdirektor Jürgen Wurmthaler verteidigte den Verkehrsvertrag, der zu Einsparungen geführt habe. Zugleich widersprach er Aussagen, wonach die Bahn wegen der geringen Strafe an ausgefallenen Züge verdiene, weil sie dann Personal und Energie einspare. „Wir bekommen mehr Geld zurück als die Betriebsersparnis“, sagte er.