Die Krankenhauslandschaft hat sich in der Region komplett gewandelt – das bringt Vor- und Nachteile für den Patienten.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)
Stuttgart - Der neue Hauptbahnhof mag die größte Einzelbaustelle im Land sein - noch gigantischer aber ist die Bautätigkeit im Klinikbereich in der Region Stuttgart. Allein die drei derzeit größten Neubauten - am Klinikum Stuttgart, in Winnenden und in Nürtingen - kosten mehr als eine Milliarde Euro. In den vergangenen Jahren dürfte in der Region eine zweistellige Milliardensumme in Klinikgebäude investiert worden sein. Und dies ist nur der sichtbare Ausdruck eines Strukturwandels, der auch die Medizin, das Personal und die Patienten betrifft. Seit der Entstehung der modernen Kliniken im 19. Jahrhundert haben sie sich nie dramatischer verändert als heute.

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Dies gilt für ganz Deutschland, aber besonders für die Region Stuttgart, wo die Vielfalt an Kliniken groß ist. Hier bieten 14 Träger mit 25 Allgemeinkliniken ihre Dienste an (siehe Grafiken); dabei sind Dutzende von Fachkliniken gar nicht berücksichtigt. 2009 haben diese Kliniken weit mehr als 400.000 Menschen stationär versorgt.

Gunther Weiß, der Geschäftsführer des Klinikverbundes Südwest, nennt einen Motor des Strukturwandels: "Es herrscht in der Region ganz klar ein Verdrängungswettbewerb." Um Patienten anzuziehen, schärfen deshalb fast alle Kliniken ihr medizinisches Profil und erneuern die Bausubstanz. Ein anderer Motor sind die Fallpauschalen, die 1993 eingeführt worden sind. Seither erhält eine Klinik pro Fall einen bestimmten Betrag, egal, wie lange der Patient in der Klinik bleibt. Also sind alle Häuser bestrebt, die Abläufe zu optimieren, um die Verweildauer zu verkürzen.

Unter diesen schwierigen Bedingungen ist es alles andere als selbstverständlich, wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Tatsächlich weisen die Bilanzen der 14 Träger für 2008 (die Abschlüsse für 2009 liegen noch nicht überall vor) bei neun ein Defizit aus (siehe Grafiken). Das Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus ist dabei eine Ausnahmeerscheinung: seit 1993 werden dort kontinuierlich schwarze Zahlen geschrieben. Geschäftsführer Ullrich Hipp nennt als Schlüssel auch weiche Faktoren: Als private Klinik könne man schnell auf Veränderungen reagieren; zudem sei bei ihnen sichergestellt, dass die Leitung das Haus ohne ständige Beeinflussung des Trägers leiten könne - ein schöner Gruß an Landräte und Bürgermeister.

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Tatsächlich haben es laut einem Bericht des Instituts für Wirtschaftsförderung in Essen kommunale Kliniken und Kreiskrankenhäuser schwerer, wirtschaftlich zu gesunden. Danach liegen 22 Prozent der öffentlich-rechtlichen Häuser im roten Bereich, aber nur 13,5 Prozent der privaten. Bernd Sieber, der Geschäftsführer des kommunalen Klinikums Esslingen, sagt aber klar: Das Bild sei verfälscht - private Kliniken hätten oft potente Geldgeber im Rücken, während öffentliche die Investitionen selbst schultern müssten.