Die Abfallwirtschaftsbetriebe in der Region Stuttgart haben mit zu viel falschem Müll in ihren Biotonnen zu kämpfen. Die einen reagieren mit PR-Aktionen, andere stellen Kontrolleure ein.

Lokales: Alexander Ikrat (aik)

Stuttgart - Die Landkreise in der Region Stuttgart und auch die Landeshauptstadt selbst kämpfen gegen Kunststoffe in den Biomülltonnen, die als „kompostierbar“ beworben werden, in Kompostwerken und Vergärungsanlagen aber nicht schnell genug zersetzt werden können. Der Kreis Ludwigsburg schickt vom kommenden Montag an zwei eigens eingestellte Kontrolleure los, die überprüfen sollen, ob Plastik und andere sogenannte Störstoffe in Biomülltonnen liegen. Wenn sie zu viele davon finden, können sie rote Karten verteilen. Die Biomülltonne wird dann erst bei der nächsten Restmüllsammlung geleert – gegen einen Aufpreis.

 

Rote Karten für Biomüllsünder

Ein ähnliches System gibt es im Kreis Böblingen, wo der Abfallwirtschaftsbetrieb jüngst Anhänger an alle rund 70 000 Biomülltonnen hängen ließ, mit der Aufschrift „Kein Plastik in die Biotonne. Auch kompostierbare Plastiktüten dürfen nicht in die Biotonne.“ Geschäftsführer Wolfgang Bagin will den Anteil des falschen Mülls in den rund 70 000 Tonnen Biomüll jährlich mittelfristig von drei auf ein Prozent vermindern. „In Zeiten, in denen die Grenzwerte auch für Störstoffe im Müll immer weiter heruntergeschraubt werden, ist das anzustreben“, sagte Bagin unserer Zeitung. Auch in den anderen Kreisen und der Stadt Stuttgart bewegt sich der Anteil der Störstoffe um drei Prozent.

Beutel können Sortiermuffel motivieren

Die Bundesgütegemeinschaft Kompost mit Sitz in Köln hebt an den Müllbeuteln den positiven Aspekt hervor, dass sie einen Komfort bieten, der Sortiermuffel zum Beispiel in städtischen Mehrfamilienhäusern überhaupt erst zur Trennung bewegen könne. Sie verweist aber auch darauf, dass andere als „kompostierbar“ beworbene Kunststoffe wie Verpackungen oder Kaffeekapseln in Deutschland generell nicht in die Biomüllverwertung gelangen dürfen.

Das Land hat Mitte des Jahres ein Forschungsprojekt ausgeschrieben, mit dem es Klarheit darüber gewinnen will, welche Kunststoffbeutel sich wie schnell abbauen.