Die Region Stuttgart als europäische Kulturhauptstadt 2025: Wenn es nach dem Ludwigsburger OB geht, wäre das der „ganz große Wurf“. Manche Kulturschaffenden aus Stadt und Region sehen das allerdings nicht unbedingt genauso.

Stuttgart - Wenn es nach dem Willen des Chefs der Kulturregion Stuttgart, dem Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec, ginge, könnte sich Stuttgart schon bald in einer Liste mit Städten wie Marseille, Istanbul und Krakau wiederfinden. Diese Städte haben das erlangt, was Spec auch gerne hätte: den offiziellen Titel „Kulturhauptstadt Europas“, der von der Europäischen Union verliehen wird. Die EU hat bereits festgelegt, dass 2025 zum nächsten Mal eine deutsche Stadt die Auszeichung tragen wird. Dresden und Magdeburg haben schon Interesse bekundet, die Metropolregion Nürnberg und die Stadt Mannheim sollen auch an ihren Bewerbungen arbeiten.

 

Wer nun meint, Spec’ Idee träfe im Kreise der Kulturschaffenden von Stadt und Region ausschließlich auf offene Ohren, der irrt – die Szene scheint gespalten. Während sich die einen nur sehr verhalten oder gar nicht öffentlich zu ihrer Meinung bekennen möchten, greifen andere die Idee auf und malen sich bereits aus, was durch eine solche Initiative erreicht werden könnte.

Befürworter betonen Dialog zwischen den Institutionen

Die Befürworter sind sich einig, dass die Bewerbung den Dialog und die Zusammenarbeit der kulturellen Einrichtungen verstärken würde und so das Bild der Region nach außen verbessert werden könnte. Das jedenfalls erhofft sich Christiane Lange, die Direktorin der Staatsgelarie Stuttgart, im Fall des Falles. Sie sieht „unglaubliches Potenzial“ für die Region als Kulturhauptstadt – denn bisher verkaufe man sich und seine Attraktionen unter Wert. Außerdem wichtig für Lange: „Die Städte rund um Stuttgart stehen in Konkurrenz zueinander, dabei ist es wichtig zu erkennen, dass wir eins sind und viel erreichen können, wenn wir uns an einen Tisch setzen.“

Der Intendant der Ludwigsburger Schlossfestspiele, Thomas Wördehoff, pflichtet Christiane Lange bei. Auch er spricht sich für eine Bewerbung aus. Wie so ein Titel den Ruf und die Arbeit einer Region verändern kann, weiß er aus eigener Erfahrung – Wördehoff war von 2001 bis 2008 Chefdramaturg des nordrhein-westfälischen Festivals Ruhrtriennale und hat so die Vorbereitungen des Ruhrgebiets auf sein Jahr als Kulturhauptstadt 2010 hautnah miterlebt. Sein Fazit: „Wenn viele potente Institutionen zusammenarbeiten und nicht konkurrieren, dann können wir gemeinsam etwas Großes schaffen.“ Deswegen schlägt er eine Kooperation mit Mannheim vor. Die dortige städtische Pressestelle wollte sich nicht äußern: Es gebe momentan noch keine konkrete Pläne.

Einige Institutionen reagieren zurückhaltend

„Stuttgart ist doch schon längst eine Kulturhauptstadt, auch ohne einen verliehenen Titel“, sagt indes der Geschäftsführende Intendant der Staatstheater, Marc-Oliver Hendriks. Bei erst kürzlich geführten Umfragen und Erhebungen beispielsweise sei die Landeshauptstadt in Sachen Kultur schon ganz vorne dabei gewesen.

Bei der Bachakademie hieß es, dass man zu keiner Stellungnahme bereit sei, da die Finanzierung eines solchen Projektes nicht geklärt sei. Die Kunstakademie teilte auf Anfrage mit, dass die Fragen zu komplex seien, um sie schnell zu beantworten.