Für Tiere ist Silvester Stress pur. Das laute Knallen der Raketen versetzt viele Vierbeiner in Panik – auch in den Tierheimen. Wie die Silvesternacht in den Einrichtungen der Region Stuttgart verlaufen ist.

Digital Desk: Annika Mayer (may)

Während die Menschen freudig mit einem Feuerwerk das neue Jahr feiern, ist Silvester für viele Tiere ein wiederkehrender Albtraum. Das plötzliche Knallen der Raketen und Böller versetzt Vierbeiner in Panik. Für Tierheime ist die Silvesternacht deshalb oft eine Herausforderung. Wie war der Jahreswechsel in den Einrichtungen der Region Stuttgart?

 

Direkt in der Nähe des Ludwigsburger Tierheims sei dieses Mal weniger geknallt worden als im vergangenen Jahr, sagt Ursula Gericke, Leiterin der Einrichtung. „Aber auch Raketeneinschläge, die aus einer größeren Distanz kommen, und das Zischen der Raketen macht die Hunde total wahnsinnig.“ Eine Collie-Mischlingshündin sei so sehr in Panik geraten, dass ihr mitten in der Nacht Medikamente verabreicht werden mussten. „Ich habe gedacht, sie kollabiert. Sie war sowas von am Ende“, erzählt Gericke.

„Wir haben teilweise Tiere hier, die fast vor Panik sterben“

Im November hat der Bundesrat einen Antrag mit Änderungsvorschlägen zur Sprengstoffverordnung abgelehnt, durch die Kommunen Schutzzonen rund um Tierheime einrichten könnten. Für Ursula Gericke ist das nicht nachvollziehbar, sie ärgert sich über die Böller. „Wir haben jedes Jahr das gleiche Drama. Wir sind natürlich die ganze Nacht im Tierheim und haben teilweise Tiere hier, die fast vor Panik sterben.“

Aber auch für Wildtiere sei die Silvesternacht Stress pur, betont die Tierheimleiterin. In diesem Jahr sei etwa ein völlig erschöpfter Mäusebussard im Tierheim abgegeben worden. Außerdem landeten einige Haustiere, die vor dem Lärm der Böller geflüchtet waren, bei Ursula Gericke und ihrem Team. Alle Fundhunde sind mittlerweile wieder bei ihren Besitzern, zwei Fundkatzen befinden sich allerdings noch im Tierheim. „Die Tiere laufen teilweise viele Kilometer, weil es immer wieder losknallt“, sagt Gericke.

So war Silvester im Kreistierheim Böblingen

Auch im Kreistierheim Böblingen wurde am 31. Dezember ein Fundhund vor der Polizei abgegeben, der zur Mittagszeit wegen eines gezündeten Feuerwerkskörpers flüchtete, sagt Jasmin Traub aus der Verwaltung der Einrichtung. „Bei uns gingen aber schon ab dem 30. Dezember einige Vermisstenmeldungen von Privathunden aus unserem Landkreis ein, die bei ihren Spaziergängen durch die Knallerei aufgeschreckt wurden, sich aus dem Geschirr zerrten und geflüchtet sind. Diese Panikfluchten enden leider auch oft tödlich, wie wir aus Erfahrung wissen.“

Auch im Tierheim selbst seien einige Tiere durch die Böller besonders verängstigt gewesen, vor allem Hunde. „Da sich die Böllerei ja leider wie jedes Jahr über mehrere Tage zog, war dies eine enorme Stresssituation für unsere Pfleglinge und natürlich auch für sämtliche Privattiere und Wildtiere“, sagt Traub. Um die Silvesternacht so stressfrei wie möglich für die Tiere zu gestalten, hat die Einrichtung über den Jahreswechsel alle Türen, Fenster und Schleusen geschlossen, um den Lärm etwas einzudämmen.

In Filderstadt und Winnenden war es ruhig

In anderen Tierheimen in der Region ging es dagegen ruhiger zu. Das Tierheim des Tierschutzvereins Tierfreunde Filderstadt ist abgelegen. „Für die Leute ist es völlig unattraktiv, hier zu böllern, und es ist seit Jahren nichts los“, sagt die Tierheimleiterin Antje Päglow. Ein Hund habe in der Nacht aus Stress in sein Hundebett gekotet, die restlichen Tiere seien aber entspannt gewesen. „Der Hund hat sich auch schon wieder beruhigt“, sagt Päglow. Tiere, die aus Panik vor dem Silvesterfeuerwerk geflohen sind, seien dieses Jahr nicht im Tierheim gelandet. „Das hatten wir aber auch schon“, so die Tierheimleiterin.

Auch das Tierheim des Tierschutzvereins Winnenden liegt relativ außerhalb und dort werde nicht viel geböllert, heißt es von Seiten des Vereins. Zur Sicherheit habe man in der Silvesternacht trotzdem die beiden im Tierheim lebenden Hunde zu Pflegestellen gegeben.

„Da wir außerhalb liegen auf der Neckarinsel, hatten wir dieses Jahr keine Probleme“, sagt auch Horst Theilinger, Leiter des Tierheims Esslingen. Vor der Silvesternacht werden in dem Tierheim die Fenster der Tierhäuser und die Klappen für die Hunde geschlossen, damit die Vierbeiner nicht ins Freie können und es für sie ruhiger ist. In der Nähe des Tierheims selbst werde kaum geschossen, man höre nur das Feuerwerk im Nachbarort aus der Entfernung. Das erschrecke alle Tiere ein wenig, manche Hunde hätten Angst, wenn es knallt. „Aber es war nicht extrem“, sagt Theilinger.