Entgegen der Erwartung wird der Vaihinger Bahnhof nun doch zum Regionalbahnhalt. Der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann hat bei einem Treffen der S-21-Projektparnter verkündet, dass das Land die Finanzierung übernimmt.

Vaihingen - Lange Zeit sah es nicht danach aus. Doch nun steht fest: der Vaihinger Bahnhof soll zum Regionalbahnhalt ausgebaut werden. Der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann hat bei einem Spitzengespräch der Stuttgart-21-Projektpartner am 6. März verkündet, dass das Land bereit ist, den Umbau zu finanzieren. Nicht nur Gegner des Bahnprojekts S 21 hatten den Regionalbahnhalt gefordert, auch der Vaihinger Bezirksbeirat hatte sich dafür ausgesprochen; zuletzt vor rund einem Jahr als eine Potenzialuntersuchung vorgestellt worden war. Die Fraktionen im Bezirksbeirat reagieren überwiegend positiv auf die Aussage Hermanns, es gibt aber auch Bedenken.

 

Reaktionen der Bezirksbeiräte überwiegend positiv

Uli Bayer (CDU) ist kritisch: „Nach den bisherigen Untersuchungen ist der volkswirtschaftliche Nutzen noch sehr weit entfernt.“ Zum Hintergrund: die Potenzialuntersuchung der Firma PTV Transport Consult nennt 360 Fahrgäste mehr pro Tag, wenn Regionalexpress und Regionalbahn aus Rottweil und Horb am Neckar in Vaihingen halten. Nachteilig sei außerdem, so Bayer, dass „der Bahn-/Güterverkehr und der damit verbundene Lärm weiterhin über die Gäubahn verlaufen kann“. Man werde sich aber „mit Sicherheit keiner Verbesserung für den Stadtbezirk, die Stadt und die Region verschließen“.

„Wir freuen uns natürlich, dass Vaihingen Regionalbahnhalt wird und damit eine langjährige Forderung des Bezirksbeirats und der SPD-Fraktion umgesetzt wird“, sagt Sven Ostertag. „Wir versprechen uns davon unter anderem, dass die Belastung durch den motorisierten Individualverkehr reduziert wird.“ Wichtig sei ihnen, dass der Bezirksbeirat frühzeitig in die bauliche Ausgestaltung einbezogen werde, um parallel vorhandene Mängel, wie etwa bei den Unterführungen, zu beheben.

Die Liberalen sind zufrieden: „Die Vaihinger FDP unterstützt den Regionalbahnhalt und würde auch die weitere Nutzung der alten Gäubahnstrecke für Regionalzüge begrüßen. Damit wird der Standort Vaihingen gestärkt und der Gefahr einer schlechteren S-Bahn-Verbindung zum Flughafen vorgebeugt“, sagt Andreas Queckenberg.

Auch Eyüp Ölcer (Freie Wähler) begrüßt die Ankündigung: Die Entscheidung werde sich „für den Stadtbezirk Vaihingen, aber auch für die Nachbarbezirke sehr positiv auswirken“. Der neue Umsteigepunkt schaffe ein zusätzliches Verkehrsangebot und biete somit eine sinnvolle Alternative zum privaten Autoverkehr. „Ob der prognostizierte Zuwachs an Fahrgästen letztendlich eintrifft, wird die Zukunft zeigen. Es ist jedenfalls ein richtiger Schritt zur ökologisch nachhaltigen Verkehrsentwicklung“, sagt Ölcer.

Kurzfristigkeit des Mehrwerts in der Kritik

Die Fraktion SÖS-Linke-Plus weist auf die Kurzfristigkeit des Mehrwerts hin. Wenn der Regionalbahnhalt schnell gebaut werde, sei dies zwar gut für Vaihingen, so Gerhard Wick. „Als langfristige Lösung im Zusammenhang mit den ‚Neuplanungen’ drittes Gleis am Flughafenbahnhof sowie Rohrer Kurve im Rahmen des Projekts Stuttgart 21 ist das alles derselbe Unsinn wie die bisherigen Planungen und reine Augenwischerei.“ Er nennt den Grund: „Weil nach der Fertigstellung von Stuttgart 21 auf der Gäubahnstrecke gar keine Züge mehr fahren und somit auch in Vaihingen nicht halten werden, weil es keine Anbindung an den Stuttgarter Kellerbahnhof gibt.“ Es bleibe nur die Verbindung über Feuerbach nach Heilbronn. Von dieser sage aber selbst Minister Hermann, dass diese wenn, dann allenfalls von Privaten betrieben würde, so Wick.

Die Initiative Schönes attraktives Vaihingen (Isa) zeigt sich erfreut über die „baldige Wiedereinführung des Bahnhalts“. Vaihingen vom Ferngleis abzuhängen, sei „ein echter Schildbürgerstreich“ gewesen, sagt die Isa-Vorsitzende Kristin Wedekind. Vaihingen habe die Größe von Passau oder Lörrach und weise viele bedeutende Einrichtungen auf wie etwa das Regierungspräsidium oder die Hochschulen. Der Verein fordert zugleich weitere Maßnahmen: die Lärmschutzsanierung entlang der Bestandsstrecke, eine Verlängerung der nördlichen Fußgängerunterführung in Richtung Ruppmannstraße sowie ein barrierefreier Umbau der Bahnsteige, zählt Wedekind auf. Bei den Kosten sehe man die Bahn in der Pflicht: „Die DB AG hat jahrzehntelang an der Sanierung der Strecke gespart, insofern dürfen nicht die gesamten Kosten zulasten der Steuerzahler im Land gehen.“

Reinhard König vom Bündnis Filderbahnhof betont, dass das Wichtigste für sein Bündnis sowie die Bahnfahrer die zeitnahe Umsetzung des Regionalhalts sei. Zwei oder drei Jahre seien schon zu lang, sagt er. Auch gebe es noch Unklarheiten, etwa darüber, welche Züge dort halten können und was genau gebaut wird. „Von uns sind einige Wünsche da: Rampen statt Aufzüge, eine Unterführungsverlängerung, eine fünfte Bahnsteigkante und der Erhalt der zwei Gütergleise“, sagt König. Auf seiner Internetseite hat das Bündnis die gewünschte Variante visuell dargestellt.

Zeitplan ist noch zu diskutieren

Zu den Details gibt es derzeit allerdings noch keine Auskunft. Laut dem Ministerium für Verkehr und Infrastruktur (MVI) liege sowohl die Machbarkeitsstudie der Bahn als auch die Potenzialuntersuchung vor. „Das MVI wird sich dafür einsetzen, dass nun in Absprache mit der DB und den weiteren Projektpartnern zeitnah und mit Nachdruck die weiteren Planungsschritte abgestimmt und angegangen werden“, sagt ein Sprecher. Es sei zu erwarten, „dass die notwendigen Genehmigungsverfahren parallel zu den Änderungen im PFA 1.3 geführt werden können. Der genaue Zeitplan ist mit den Projektpartnern nun zu erarbeiten.“ Die Bauzeit nach Abschluss des Genehmigungsverfahrens betrage nach erster Einschätzung weniger als ein Jahr, so der Sprecher, „sodass der Nutzen des Regionalverkehrshalts auch schon möglichst früh vor der geplanten Inbetriebnahme von Stuttgart 21 den Fahrgästen zugute kommt“. Die Kosten schätze man auf drei bis fünf Millionen Euro. „Die genaue Infrastrukturplanung und damit die Kosten sind nun mit den Projektpartnern zusammen weiter abzustimmen.“