Regionalliga Südwest Das Gesicht des Traumstarts ist zurück

Im Gespräch gibt sich Marius Köhl eher defensiv – auf dem Rasen gibt er seine Zurückhaltung aber auf. Foto: Avanti

Sich ausruhen auf dem Geleisteten war noch nie das Ding von Freibergs Mittelfeldspieler Marius Köhl. Vor dem Topspiel bei Steinbach Haiger fordert er mehr Mut und Wille.

Eigentlich wollte Marius Köhl Polizist werden. Der Mittelfeldspieler des SGV Freiberg war sogar schon beim Einstellungs- und Sporttest gewesen, sagte dann aber ab, weil er es lieber mit dem Fußball versuchen wollte, nachdem er die Fachoberschule abgeschlossen hatte. In einer der ganz oberen Ligen ist der 24-Jährige noch nicht angekommen, auch wenn er mit dem 1. FC Saarbrücken, Rot-Weiß Koblenz und der SG Barockstadt Fulda-Lehnerz schon einige Stationen hinter sich hat. Doch der gebürtige Völklinger gibt noch nicht auf, sieht sein Engagement beim SGV Freiberg als weitere Chance, sich doch noch für höhere Aufgaben zu empfehlen. Er hat schon viel erreicht für einen, der in seiner Jugendzeit in Elversberg als zu klein und schmächtig eingestuft und aussortiert worden war.

 

Fünf Tore und drei Vorlagen in vier Spielen

Mittlerweile misst er stattliche 1,85 Meter, wiegt 76 Kilo und hat nicht nur Muskeln zugelegt. In der Regionalliga Südwest jedenfalls hat er sich in dieser Runde in den Vordergrund gespielt, war das Gesicht des Traumstarts: In den ersten vier Spielen traf er fünffach, legte zudem drei weitere Tore auf und avancierte zum Topscorer seines Teams, ehe ihn ein zwickender Oberschenkel für einige Wochen aus dem aktiven Geschehen nahm.

Im Gespräch ist er eher vorsichtig – auf dem Platz legt er die Zurückhaltung ab. Der Trainer baut auf ihn. „Er hat eine brutale Technik, ist sehr ballsicher und mutig“, sagt Kushtrim Lushtaku, der aber an dem Saarländer vor allem schätzt, dass er die Gabe hat, aus „nix“ eine Torchance zu kreieren. Lushtaku geht sogar noch einen Schritt weiter und adelt ihn als den „besten Spieler“ der Liga. Deshalb war der Coach froh, dass dessen verletzungsbedingte Abwesenheit dann von der Mannschaft kompensiert werden konnte.

Freiberg kann Vorsprung auf neun Punkte ausbauen

Köhl genießt die Anerkennung, aber auch die Freiheit, die ihm der Coach auf dem Feld lässt. Aber auch der Beste braucht nach der Absenz Zeit, sich wieder an die Topform heranzutasten. „Zum Glück war es keine schwerwiegende Verletzung, was mir die Rückkehr einfacher macht“, sagt Marius Köhl. Seit drei Wochen ist er wieder im Training, fühlt sich von Tag zu Tag besser. Zweimal stand er jetzt wieder auf dem Platz. Zweimal blieben die Blauen vom Wasen ohne Punkte, was natürlich nichts mit dessen Rückkehr zu tun hat. Jetzt folgt beim Tabellenzweiten TSV Steinbach Haiger ein wichtiges Duell.

Während die Mittelhessen fünf Spiele in Folge nicht verloren haben, sind die Freiberger vergangenes Wochenende gegen den FC  08 H omburg ein erstes Mal gestolpert. Vor dem Topspiel trennen die beiden Mannschaften sechs Punkte. Mit einem Sieg würden Köhl & Co den Vorsprung auf neun Zähler ausbauen, mit einer Niederlage den Gegner im Nacken spüren.

Der Ball ist Köhls Freund. Foto: Baumann

Und was haben die Freiberger aus den vergangenen beiden Partien gelernt? „Wir müssen jedes Spiel mit 100 Prozent bestreiten und jeder muss wieder eine Schippe draufpacken“, sagt Marius Köhl. In Steinbach fordert er von sich und den Seinen mehr Mut, vollen Einsatz und 100 Prozent Wille. Sich ausruhen auf dem Geleisteten war noch nie das Ding von Köhl. Auch nicht, wenn er ein starkes Spiel abgeliefert hat. Da hält er sich lieber an den Ratschlag seines Vaters Markus, der ihn als Trainer im Nachwuchsbereich begleitet hat. „Er hat immer gesagt, einen Tag kann man sich freuen. Dann wird wieder gearbeitet“, erzählt er in einem Freiberger Café.

Aktuell freut er sich „einfach jeden Tag wieder beim Team zu sein und wieder Fußball spielen zu können“. Aufsteigen möchte er gerne in die 3. Liga, die er aus seiner Zeit in Saarbrücken kennt und verfolgt dabei auch eine persönliches Ziel: Der Scorer möchte gerne seine persönliche Bestmarke aus der Saison 2023/24 knacken, als ihm in 30 Ligaeinsätzen 14 Torbeteiligungen gelangen.

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