Patrik Stäbler hat eine Deutschlandreise auf der Suche nach regionaltypischen Gerichten gemacht. Nun ist sein Buch „Speisende soll man nicht aufhalten. Eine Deutschlandreise über den Tellerrand hinaus“ erschienen.

S-Ost - Die Suche nach dem Gaisburger Marsch kann mühsam sein. Das Gericht ist zwar von Sylt bis zum Bodensee bekannt und immer wieder einmal auf der Speisekarte eines Restaurants oder Gasthauses zu finden. Aber in Stuttgart oder gar in Gaisburg?

 

Der Journalist und Autor Patrik Stäbler hatte bis zum Sommer 2012 noch nie Gaisburger Marsch gegessen. Er kannte zwar den Namen und auch eine der Legenden, die vom Marsch der Soldaten von der Kaserne in Berg zur Bäckerschmide mitten in Gaisburg. Das war es aber auch schon. Für jemanden, der sich eine lange Auszeit genommen hatte, wochenlang durch Deutschland reiste und als so genannter Couchsurfer privat übernachtete, um den Geheimnissen regionaltypischer Gerichte auf die Spur zu kommen, war das natürlich deutlich zu wenig. Die Spurensuche im Internet brachte ihn aber auch nicht weiter. In den Netzwelten fand er lediglich heraus, dass das Restaurant Bäckerschmide in der Schurwaldstraße schon länger leer stand und dort nicht mehr gekocht wurde.

Der allererste Gaisburger Marsch seines Lebens

Also schrieb Stäbler auf gut Glück an die Innenstadt-Redaktion. Dem Mann konnte geholfen werden. Schnell war per E-Mail ein Treffen in Gaisburg vereinbart, in der Gaststätte Schurwald in Sichtweite der Bäckerschmide. Dort steht Gaisburger Marsch immer auf der Speisekarte. Die Schurwald-Wirtin Nicole Steiner war sofort bereit, den 33-Jährigen in die Geheimnisse des Gaisburger Marschs einzuweihen. Und Ulrich Gohl vom Museumsverein Stuttgart Ost (Muse-O) hatte auch Zeit und Lust, Stäbler von seinen Recherchen für die Gaisburger-Marsch-Ausstellung zwei Jahre zuvor im Gablenberger Muse-O zu erzählen.

Es wurde ein unterhaltsamer Spätnachmittag und Abend, an dem der reisende Speisende erst einmal für ein Fernsehteam gefühlte zehn Mal bei sommerlichen Temperaturen die Schurwaldstraße rauf und runter marschieren musste, mit Rucksack. Dann schaute er der Wirtin Steiner in der ebenfalls warmen Küche beim Kochen über die Schulter. Und schließlich konnte er den allerersten Gaisburger Marsch seines Lebens genießen.

Der Verlag fehlte

Nach einem unterhaltsamen und informativen Abend mitten in Gaisburg zog Stäbler Richtung Wagenhallen weiter, wo er eine Couch gefunden hatte. Was aus dieser und den vielen anderen Geschichten, die er bei seiner Deutschlandtour erfahren hatte, werden sollte, war zu dem Zeitpunkt noch völlig unklar. Ziel war, ein Buch daraus zu machen, aber der Verlag fehlte.

Doch nun ist vor wenigen Wochen bei Rowohlt das Taschenbuch „Speisende soll man nicht aufhalten. Eine Deutschlandreise über den Tellerrand hinaus“ erschienen. Stäbler hat darin seine Erlebnisse notiert, vom Schmöllner Mutzbraten und der Oberlausitzer Teichelmauke über Bötel mit Lehm und Stroh bis hin zu Pfälzer Saumagen, saarländischem Dibbelabbes und eben Gaisburger Marsch.

Sein Marsch-Erlebnis an jenem Sommertag in der Gaststätte Schurwald beschreibt er so: „Zunächst probiere ich einen Löffel von der Brühe und bin sofort im siebten Genießerhimmel. Denn diese Bouillon schmeckt so intensiv, als hätte man ein in Kräuter gewickeltes halbes Rind darin eine Woche köcheln lassen. [...] Für diesen Gaisburger Marsch würde jedenfalls auch ich im Stechschritt durch Stuttgart laufen – so wie es einst die Offiziere taten.“