Am kommenden Mittwoch wählen die 91 Regionalräte den neuen Chef der Verwaltung. Mit der Zahl und der Qualität der Bewerbungen sind alle Fraktionen zufrieden – auch jene, die lange von einem Superdirektor geträumt haben.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Namen sind bis jetzt nicht durchgesickert, aber quer durch alle Fraktionen ist man beim Verband Region Stuttgart (VRS) sehr zufrieden mit der Bewerberlage: Am Mittwoch, 4. Dezember, wird in der Regionalversammlung der neue Direktor oder die neue Direktorin gewählt – und eingegangen sind 54 Bewerbungen, darunter angeblich auch hochkarätige. „Von Bürgermeistern bis zu Brüssel-Leuten“ reiche die Palette der Interessenten, hört man. Die zweijährige Vakanz der Führungsposition des Verbandes, bedingt durch die Erkrankung der früheren Regionaldirektorin Jeannette Wopperer, könnte damit demnächst zu Ende gehen.Im Vorfeld hatte der Streit um den „Superdirektor“ die Debatten beherrscht. Vor allem SPD und Grüne waren der Ansicht, dass die derzeitigen Ämter von Regionalpräsident (Chef der Regionalversammlung) und Regionaldirektor (Chef der Verwaltung) zusammengelegt werden sollten. Nur dann sei diese Führungsperson mit ihren Bezügen und von der Machtfülle her den Oberbürgermeistern ebenbürtig, mit denen diskutiert und tatsächlich immer wieder der eine oder andere Strauß ausgefochten werden muss. Die CDU war skeptisch geblieben, Freie Wähler und FDP lehnten den Superdirektor ausdrücklich ab. Das Land, das allein eine solche Strukturänderung hätte beschließen können, teilte Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU) dann aber vor kurzem mit, dass vorerst alles beim Alten bleibe.

 

Vor fünf Jahren war die Bewerberlage zunächst mau gewesen

Andreas Hesky, der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler und OB von Waiblingen, fühlt sich durch die gute Bewerberlage in seiner Einschätzung bestätigt: „Die bundesweiten Bewerbungen zeigen, wie groß schon heute die Zugkraft des Regionalverbandes ist.“ Kai Buschmann, der Chef der FDP-Fraktion, sagt: „Die Notwendigkeit eines Superdirektors ist schon jetzt schlagend widerlegt.“ Ingrid Grischtschenko, die Vorsitzende der Grünen-Fraktion, bewertet die Sachlage etwas anders: Man habe dieses Mal tatsächlich mehr und bessere Bewerbungen als beim vergangenen Mal erhalten; insofern sei die Ausgangslage anders. Vor knapp fünf Jahren hatte es in der ersten Bewerberrunde keinen geeigneten Kandidaten gegeben, so dass die Ausschreibung wiederholt werden musste. Das CDU-Mitglied Wopperer setzte sich dann mit den Stimmen von CDU und Grünen durch.

Ob es nach der damaligen schwierigen Wahl und den ebenso schwierigen zurückliegenden zwei Jahren im Verband nun einen Konsenskandidaten geben wird, ähnlich wie nach dem Rücktritt von Christian Wulff als Bundespräsident mit Joachim Gauck, ist ungewiss. Am Mittwoch werden sich die aussichtsreichsten Bewerber nichtöffentlich im Wirtschaftsausschuss der Region vorstellen. Der Ausschuss entscheidet am Schluss, wie viele Bewerber sich eine Woche später in der Regionalversammlung tatsächlich zur Wahl stellen dürfen. Nach derzeitigem Stand werden es höchstens fünf Kandidaten sein.Manche Fraktion scheint sich derzeit sowieso noch nicht auf einen Bewerber festgelegt zu haben. Das liegt auch daran, dass viele Kandidaten – aus Unwissenheit oder weil ihr Name nicht zu früh publik werden soll – noch nicht das Gespräch mit den Fraktionen gesucht haben. Aber nur wer im Vorfeld genügend Unterstützer findet, hat am Mittwoch eine reelle Chance. Im ersten Wahlgang ist die absolute Mehrheit der anwesenden Regionalräte notwendig.

Nächstes Jahr könnte es eine Gehaltserhöhung geben

Wie bei jeder Stellenausschreibung spielt das Gehalt eine wichtige Rolle. Etwas kurios ist der Umstand, dass das Land womöglich im nächsten Jahr die Besoldung des Regionaldirektors im Rahmen einer größeren Reform von B 5 (Grundgehalt 7928,50 Euro) auf B 7 (8805,94Euro) anheben könnte. Da kein Bewerber fest mit der Erhöhung rechnen kann, dürften sich nur Personen gemeldet haben, die mit B 5 im Grundsatz zufrieden sind. Als Anreiz für „Premium-Bewerber“ käme diese Gehaltserhöhung jedenfalls definitiv zu spät.