Gegen den bei der Regionalwahl siegreichen Front National wollen die Sozialisten ein Bündnis schmieden. Vor der Stichwahl suchen sie eine Allianz mit den Konservativen.

Paris - Der Chef der französischen Sozialisten, Jean-Christophe Cambadélis, hat Stunden gebraucht, um das Ergebnis zu verarbeiten: Den Aufstieg der rechten Front National (FN) am Sonntag in der ersten Regionalwahlrunde mit 28 Prozent zur stärksten politischen Kraft und das Abhängen der Genossen mit 23,5 Prozent hinter den rechtsbürgerlichen „Republikanern“ (27 Prozent). Geschockt wirkt Cambadélis noch immer. Er spricht abgehackt, doch seine Botschaft ist klar: Schadensbegrenzung ist angesagt. Zu einer „republikanischen Front“ gegen rechts ruft der Sozialist auf, zu einem Bündnis mit den konservativen Republikanern. Da deren Chef Nicolas Sarkozy klargestellt hat, dass er nicht daran denke, für die Stichwahl mit den Sozialisten gemeinsame Kandidatenlisten zu erstellen oder Spitzenkandidaten zu empfehlen, heißt das: Die Sozialisten sollen es alleine richten und zu Gunsten der Republikaner Verzicht üben.

 

In den drei der 13 französischen Regionen, in denen der FN beste Chancen hat, am nächsten Sonntag nach der Macht zu greifen, sollen die Spitzenkandidaten der Sozialisten das Handtuch werfen, auf dass die PS-Wähler zu den Konservativen überlaufen. In der von industriellem Niedergang gezeichneten nordfranzösischen Region Nord-Pas-de-Calais-Picardie, wo die FN-Chefin Marine Le Pen am Sonntag einen Erdrutschsieg erzielt hat, leitet der unterlegene Sozialist am Montag folgsam den Rückzug ein. In Südfrankreich, wo sich Le Pens Nichte Marion Maréchal Le Pen in der von starker Zuwanderung geprägten Region Provence-Alpes-Côte d’Azur mit derselben Ausbeute durchsetzen konnte, tut der sozialistische Kandidat desgleichen.

Nur ein Sozialist im Elsass ist aufmüpfig

Im Elsass freilich regt sich Widerstand. Der dort in die Pflicht genommene Jean-Pierre Masseret beharrt darauf, am Sonntag erneut ins Rennen zu gehen. Cambadélis quittiert die fehlende Kooperationsbereitschaft Sarkozys mit düsteren Drohungen. Die Geschichte werde streng über jene richten, die lieber Rechtsextreme an der Macht sähen als Linke, sagt er. Den aufmüpfigen Elsässer lässt Cambadélis wissen: „Er wird die Entscheidung des Parteivorstands respektieren müssen, Punkt.“ Sarkozy hat gute Gründe, die ihm gereichte Hand auszuschlagen. Jede Absprache mit den Sozialisten liefert dem FN beste Wahlkampfmunition. Cambadélis hofft, dass sich die Wähler der in der ersten Runde mit eigenen Listen angetretenen Grünen und Linksradikalen in der zweiten auf die Seite der Sozialisten schlagen. Das könnte den Sieg in vier bis sieben Regionen bringen.