Regionalzüge in Baden-Württemberg Bahn drohen hohe Strafen für Verspätungen

Die massive Unpünktlichkeit und die Ausfälle im Regionalverkehr kosten das Tochterunternehmen DB Regio nach Schätzungen von Verkehrsminister Winfried Hermann in diesem Jahr bis zu sieben Millionen Euro. Doch die Strafen zeigen offenbar Wirkung.
Kreis Ludwigsburg - Es ist besser geworden, aber es muss noch deutlich besser werden“ – das ist das Zwischenfazit des baden-württembergischen Verkehrsministers Winfried Hermann (Grüne) nach einem monatelangen Ringen des Landes mit dem Vertragspartner für die Regionalzüge im Land, der DB Regio Baden-Württemberg. An diesem Montag präsentierte der Minister mit dem DB-Regio-Chef David Weltzien in Stuttgart erste Zwischenergebnisse bei der Bekämpfung von unpünktlichen oder ganz ausfallenden Zügen, die es in den vergangenen Monaten insbesondere bei fünf Strecken in der Region Stuttgart gab.
Für die Bahn bedeuten die Verspätungen massive Einbußen an Image, aber auch an Geld. Winfried Hermann schätzte, dass das Land in diesem Jahr wegen ausgefallener Züge etwa zwei Millionen Euro weniger an die Bahn zahlen werde. Hinzu kämen bis zu fünf Millionen Euro Strafzahlungen wegen verspäteter Züge.
Züge der Frankenbahn sind zu 80 Prozent pünktlich
Der Druck vonseiten des Landes, auch durch massive Proteste von Pendlern, war hoch, dementsprechend war die DB Regio gezwungen, zu liefern. Nach Angaben der Bahn fielen in der vergangenen Woche landesweit insgesamt 165 Züge aus. Im Oktober waren es noch bis zu 240. Die Ausfallquote habe sich damit auf nun 1,5 Prozent gesenkt, sagte Weltzien. Das Ziel sei jedoch, unter ein Prozent zu kommen. Auch bei der Pünktlichkeit liege man nun insgesamt wieder bei 92 Prozent.
Die Frankenbahn, auf deren Strecke von Stuttgart über Heilbronn nach Würzburg die Züge im Oktober teilweise nur zu 62 Prozent pünktlich waren, brachte es nach Angaben der Bahn in der vergangenen Woche immerhin wieder auf 80 Prozent. Die DB Regio entschuldigte sich hier bei den Fahrgästen, die mit einer Jahreskarte fahren, indem sie ihnen einen Monatsbeitrag erstattete. Weil die Strecke die beiden stark befahrenen und daher auch störanfälligen Knotenpunkte Stuttgart und Würzburg verbindet und stellenweise nur eingleisig verläuft, sei eine Pünktlichkeitsquote von 90 Prozent „schon gut“, sagte Weltzien.
Der Krankenstand sei auf Normalniveau gesunken, sagt die Bahn
Die Bahn hat auch anderweitig reagiert und 25 Instandsetzungsspezialisten aus Werkstätten außerhalb Baden-Württembergs ins Land geholt. Außerdem habe man zusätzliche Loks für sechs Monate geleast, Sonderschichten über den Jahreswechsel sowie in Stuttgart und Heilbronn zusätzliche Bereitschaftsdienste eingerichtet. Der hohe Krankenstand beim Bahnpersonal, der im Oktober für viele Ausfälle und Unpünktlichkeiten verantwortlich war, sei nun wieder „auf ein Normalniveau“ gesunken, sagte Weltzien. Etwa ein Drittel aller Ausfälle sei durch Personalprobleme entstanden, ein weiteres Drittel durch Mängel an den Fahrzeugen. Man warte beispielsweise immer noch auf 20 E-Loks vom Hersteller Bombardier, die bereits im August hätten geliefert werden sollen.
Es bleibt bei den Rapportgesprächen
Die Verspätungen im Regionalverkehr seien laut Hermann „von Anfang an ein Politikum gewesen“, da sie verstärkt seit dem Fahrplanwechsel am 1. Oktober auftraten und damit parallel zur Feinstaubsaison in Stuttgart. „Eine Verspätungsquote von zwanzig bis dreißig Prozent liefert Autofahrern regelmäßig ein Argument, dass es doch besser ist, Auto zu fahren“, sagte Winfried Hermann.
Bei aller Kritik am Konzern zeigte sich Hermann auch konziliant: Die Ende Oktober eingeführten wöchentlichen Rapportgespräche seien nicht nur „Bahn-Bashing“ gewesen, sondern hätten zielorientiert zu Verbesserungen beigetragen. Doch gebe es eben noch viel zu tun: „Die Rapportgespräche werden weitergeführt – so lange, bis alles wieder im Lot ist.“
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