Dass der VfL Wolfsburg in der Relegation gegen Braunschweig antreten muss, ist ein Beleg dafür, wie wenig durchdacht die Strategie bei vielen reichen Vereinen im Fußball ist, meint unser Autor Thomas Haid.

Stuttgart - Wenn der VfL Wolfsburg an diesem Donnerstag im ersten Relegationsspiel zur Bundesliga die Braunschweiger Eintracht empfängt, treffen auf dem Papier zwei ungleiche Gegner aufeinender: David und Goliath. Der Riese kommt aus Wolfsburg, das danke der millionenschweren Zuwendungen des Autobauers VW finanziell ganz andere Möglichkeiten besitzt als die kleine Eintracht. Dennoch ist es in Wirklichkeit jetzt ein Duell auf Augenhöhe – und alleine dieses Beispiel zeigt: Geld mag zwar wie im richtigen Leben auch im Fußball vieles erleichtern, aber Geld schießt im Endeffekt keine Tore.

 

Wie sonst könnte es sein, dass ein mit Stars wie Luiz Gustavo, Daniel Didavi oder Mario Gomez besetztes Team aus Wolfsburg gegen den Abstieg kämpfen muss? Wie sonst wäre es möglich, dass ein Club wie Ajax Amsterdam aus der wirtschaftlich international nicht konkurrenzfähigen niederländischen Liga an diesem Mittwoch im Finale der Europa League gegen Manchester United steht? Wie sonst könnte es sein, dass die schwerreichen Vereine aus England in der Champions League seit einiger Zeit nur noch eine Nebenrolle besetzen? Diese Reihe ließe sich fortsetzen – etwa mit dem SC Freiburg, der in dieser Saison den siebten Tabellenplatz in der Bundesliga erreichte und damit sogar noch Chancen auf den Einzug in die Europa League hat – im Gegensatz zu Großkalibern wie Bayer Leverkusen, dem Hamburger SV oder dem FC Schalke, von Wolfsburg ganz zu schweigen.

Der SC Freiburg ist wie auch der FC Augsburg oder der FSV Mainz ein treffender Beleg dafür, was mit einer durchdachten Strategie zu erreichen ist – selbst wenn man nicht mal ansatzweise über die Mittel vieler Konkurrenten verfügt. Freiburg hat einen Plan, der auf der Förderung der Jugend und einem gezielten Scouting beruht – einer Spielersuche in Segmenten, die finanziell darstellbar sind. Dazu kommen Eigenschaften wie Geduld und Kontinuität speziell auf der Trainerposition mit Christian Streich. Das ist der Erfolgsmix aus dem Schwarzwald.

Zur Nachahmung empfohlen. Bei nicht wenigen Clubs lautet das Konzept dagegen einzig, immer noch mehr Geld einzunehmen – Geld, das dann eher wahllos in neue Spieler und in Spielberatungshonorare investiert wird. Das Ergebnis ist aktuell am besten in Wolfsburg zu besichtigen, wo seit längerem praktisch alles falsch gemacht worden sein muss, was man falsch machen konnte. Nun droht gegen Braunschweig der Totalschaden – auch wenn dieses Duell eigentlich ein ungleiches ist.