Lokales: Mathias Bury (ury)

„Die Doppelbelastung fordert ihre Opfer“, sagt Markus Klett, der Vorstand der Stuttgarter Ärzteschaft. Im Beruf werde immer mehr verlangt, alles werde hektischer, auch durch den Einsatz elektronischer Medien, der „Zeit- und Problemlösungsdruck“ in Beruf und Familie wachse. „Das bleibt nicht in den Schuhen stecken, das führt zu Erschöpfungssituationen“, sagt Klett. Deshalb hält es der Mediziner längst für geboten, dass die Kassen ihre langjährige restriktive Bewilligungspraxis bei Mutter-Kind-Kuren aufgeben. „Das ist eine echte Frustveranstaltung für die Ärzte wie für die Betroffenen“, sagt der Vorstand der Ärzteschaft. Zum Zuge sei oft nur gekommen, wer zum Sozialgericht ging.

 

Ausgebuchte Häuser

Etwas geändert hat sich die Lage mit der Gesundheitsreform 2007. Seither gehören Mutter-Kind-Kuren zur Pflichtleistung der Kassen. Dennoch fanden diese weiter viele Gründe, Anträge abzulehnen. Erst seit dem Vorjahr, nach einer Intervention des Bundesrechnungshofes wegen hoher Ablehnungsquoten von bis zu 60 Prozent bei manchen Kassen, hat sich diese Praxis geändert. Heute liege die Bewilligungsquote im Land bei 80, in Stuttgart bei 90 Prozent, heißt es bei der AOK. Dieser Wert ist bei anderen Kassen ähnlich. Die Folge davon: „Im Juni waren die Häuser, in die wir vermitteln, ausgebucht“, sagt Rainer Metzger von der Diakoniestelle in Degerloch.

In der Kur bekommen die Frauen Physiotherapie, aber auch psychotherapeutische Angebote, es geht um Strategien, wie der Alltag mit den Kindern besser bewältigt werden kann. „Das Wichtigste ist oft, die Frauen von ihren Erwartungen herunterzuholen“, sagt Angelika Klingel. Dass diese nicht immer perfekt sein wollen als Mutter oder bei der Arbeit. Und nicht alles, was die Familien ihren Kindern vom Babyschwimmern bis zum Ballett bieten wollten, müsse sein. Und die Mütter müssten mehr Aufgaben an ihre Männer abgeben. „Die wollen auch etwas machen“, sagt Klingel.

Hoffnung auf flexible Arbeitszeit

Der Druck nimmt zu

Angelika Klingel, die Geschäftsführerin der drei evangelischen Mütterkurheime in Württemberg, hat dafür eine Erklärung: „Die Mehrfachbelastung vieler Mütter steigt“, hat Klingel festgestellt, die auch Vorsitzende des Landesausschusses Müttergenesung und des Landesfrauenrats ist. Der zunehmende Druck ist auch eine Folge der wachsenden Erwerbstätigkeit von Müttern, die Familie und Beruf unter einen Hut bringen müssen. Das bedeutet oftmals eine andauernde Zerreißprobe.

Das jedenfalls geht aus den Erhebungen des Müttergenesungswerks hervor. So ist in den Mutter-Kind-Kuren der Anteil der Frauen, die Vollzeit arbeiten, seit 2003 um sechs auf 22 Prozent gestiegen, die der Teilzeitbeschäftigten um 16 auf jetzt 42 Prozent. In eine ähnliche Richtung weisen die Angaben der Betroffenen zu Einkommen und Bildungsabschlüssen: beide Werte haben merklich zugenommen. „Wir haben zurzeit die am besten ausgebildete Frauengeneration aller Zeiten“, sagt Angelika Klingel. Die Frauen seien heute nicht nur als Fachkräfte gefragt, „sie wollen und müssen oft auch arbeiten“. Und noch eine gesellschaftliche Entwicklung bildet sich in den Zahlen des Müttergenesungswerk ab: Der Anteil der Alleinerziehenden ist nochmals gestiegen – um sechs auf 34 Prozent.

„Das ist eine echte Frustveranstaltung“

„Die Doppelbelastung fordert ihre Opfer“, sagt Markus Klett, der Vorstand der Stuttgarter Ärzteschaft. Im Beruf werde immer mehr verlangt, alles werde hektischer, auch durch den Einsatz elektronischer Medien, der „Zeit- und Problemlösungsdruck“ in Beruf und Familie wachse. „Das bleibt nicht in den Schuhen stecken, das führt zu Erschöpfungssituationen“, sagt Klett. Deshalb hält es der Mediziner längst für geboten, dass die Kassen ihre langjährige restriktive Bewilligungspraxis bei Mutter-Kind-Kuren aufgeben. „Das ist eine echte Frustveranstaltung für die Ärzte wie für die Betroffenen“, sagt der Vorstand der Ärzteschaft. Zum Zuge sei oft nur gekommen, wer zum Sozialgericht ging.

Ausgebuchte Häuser

Etwas geändert hat sich die Lage mit der Gesundheitsreform 2007. Seither gehören Mutter-Kind-Kuren zur Pflichtleistung der Kassen. Dennoch fanden diese weiter viele Gründe, Anträge abzulehnen. Erst seit dem Vorjahr, nach einer Intervention des Bundesrechnungshofes wegen hoher Ablehnungsquoten von bis zu 60 Prozent bei manchen Kassen, hat sich diese Praxis geändert. Heute liege die Bewilligungsquote im Land bei 80, in Stuttgart bei 90 Prozent, heißt es bei der AOK. Dieser Wert ist bei anderen Kassen ähnlich. Die Folge davon: „Im Juni waren die Häuser, in die wir vermitteln, ausgebucht“, sagt Rainer Metzger von der Diakoniestelle in Degerloch.

In der Kur bekommen die Frauen Physiotherapie, aber auch psychotherapeutische Angebote, es geht um Strategien, wie der Alltag mit den Kindern besser bewältigt werden kann. „Das Wichtigste ist oft, die Frauen von ihren Erwartungen herunterzuholen“, sagt Angelika Klingel. Dass diese nicht immer perfekt sein wollen als Mutter oder bei der Arbeit. Und nicht alles, was die Familien ihren Kindern vom Babyschwimmern bis zum Ballett bieten wollten, müsse sein. Und die Mütter müssten mehr Aufgaben an ihre Männer abgeben. „Die wollen auch etwas machen“, sagt Klingel.

Hoffnung auf flexible Arbeitszeit

Marketing-Managerin Gerda Klumpp hofft, dass sie bald eine Stelle findet, bei der sie flexibel ist und vor allem nicht Vollzeit arbeiten muss. „Ich will meine Kinder auf jeden Fall nicht komplett abgeben.“